Pressemitteilung: Kundgebung “Den rechten Terror stoppen. Neukölln-Komplex aufklären! Täter zur Rechenschaft ziehen!”

Am 11. November um 8:30 Uhr findet vor dem Landgericht Berlin (Turmstraße 91, 10559 Berlin-Moabit), die Kundgebung “Den rechten Terror stoppen. Neukölln-Komplex aufklären! Täter zur Rechenschaft ziehen!” statt. In einem seit September am Landgericht laufenden Berufungsprozess werden an diesem Tag Ferat Koçak und Heinz Ostermann als Zeugen aussagen. Wir stehen solidarisch an ihrer Seite.

Wir sehen in Berlin aktuell eine sehr aktive und erstarkende militante Neonazi-Szene, die Menschen bedroht und angreift; die genauso agiert und sich in den selben Strukturen organisiert wie die Angeklagten vor einigen Jahren. Das sind die Folgen des mangelnden Aufklärungswillens der Sicherheitsbehörden, der schlechten Ermittlungen und der milden Urteile in der ersten Instanz. Die militante Neonazi-Szene sieht sich weder durch den Prozess noch den ebenfalls gerade laufenden Untersuchungsausschuss im Abgeordnetenhaus eingeschüchtert. Das zeigt ein aktueller Angriff: In der Nacht vom 25. auf den 26. Oktober 2024 wurden die Reifen am Auto von Heinz Ostermann zerstochen. Das Auto von Heinz Ostermann war das einzige mit zerstochenen Reifen. Es war also gezielt ausgewählt worden. Wir gehen davon aus, dass Ostermann vor seiner Aussage eingeschüchtert werden soll. Dieser Anschlag zeigt erneut, dass die Serie rechter Gewalt in Neukölln keineswegs zu Ende ist, wie es von Sicherheitsbehörden im parlamentarischen Untersuchungsausschuss immer wieder behauptet wird. Erst im September 2024 erhielt die ebenfalls betroffene Familie Gélieu die Mitteilung vom LKA, dass die sie betreffenden Schutzmaßnahmen eingestellt werden. Der Angeklagte Sebastian T. scheute sich auch während des laufenden Prozesses nicht, an einer Veranstaltung der extrem rechten Kleinstpartei III. Weg in Cottbus am 21. September teilzunehmen. Der III. Weg hat zuletzt in Berlin Übergriffe verübt und veranstaltet regelmäßig Neonazi-Kampfsport-Trainings. Sebastian T. scheint keine Sorgen zu haben, dass ihm seine Neonazi-Aktivitäten zum Nachteil ausgelegt werden könnten.

Beim aktuellen Prozess handelt sich um den Berufungsprozess gegen die Neonazis Sebastian T. und Tilo P. Sie sind die Hauptverdächtigen der extrem rechten Anschlagsserie in Berlin-Neukölln, auch Neukölln-Komplex genannt. T. und P. wird vorgeworfen, Brandanschläge zu Lasten der Zeugen verübt zu haben. Darüber hinaus sind beide der extrem rechten Propaganda und Sachbeschädigung beschuldig. In erster Instanz waren sie vom Vorwurf der Brandstiftung frei gesprochen worden. Die Sicherheitsbehörden konnten trotz etlicher Überwachungsmaßnahmen kaum Ermittlungsergebnisse vorlegen. Lediglich Sachbeschädigung und Bedrohung konnten den Angeklagten nachgewiesen werden, obwohl P. selbst gegenüber dem Polizeibeamten E. 2018 verlauten ließ, dass alle wüssten, dass T. die Brandanschläge begangen habe, es ihm aber niemand beweisen könne. Diese und weitere Indizien haben nun dazu geführt, dass die Generalstaatsanwaltschaft Berufung eingelegt hat, so dass es nun diesen zweiten Prozess gibt, der hoffentlich mehr Ergebnisse, Aufklärung und Verurteilung liefert. Damit würde ein wichtiges Signal gegen das Erstarken dieser Szene gesetzt werden. P. wurde und wird auch im zweiten Prozess vom Skandalanwalt Anwalt Mirko Röder verteidigt; T. von Gregor Samimi und dem bekannten Neonazi-Verteidiger Carsten Schrank. Röder und Samimi fielen schon im ersten Prozess durch rassistisches und misogynes Verhalten und auch schon am zweiten Tag des Berufungsprozesses durch trans*- und homofeindliche Kommentare auf.

Der Neukölln-Komplex reicht aber noch viel weiter als das, was vor Gericht verhandelt wird. Es gab auch zwei Morde, die zur Hochphase der Serie in Neukölln stattgefunden haben, deren Motivation als rassistisch und fremdenfeindlich zu begreifen sind. 2012 wurde Burak Bektaş von einem immer noch nicht ermittelten Täter erschossen. 2015 erschoss Rolf Zielezinski Luke Holland. Zudem umfasst die Terrorserie mindestens 23 schwere Brandanschläge, mit Steinen eingeschmissene Scheiben von privaten Wohnungen und Geschäften, das Markieren von Treppenfluren und Gebäuden mit extrem rechten und verfassungsfeindlichen Symbolen, körperliche Attacken und das Anfertigen von sogenannten Feindeslisten mit über 1.000 Adressen. Betroffene wurden über Jahrzehnte immer wieder angegriffen, bedroht und ausspioniert. Hinzu kommen etliche Skandale innerhalb der Sicherheitsbehörden. Es erstaunt nicht nur die geringe Anzahl an Vorwürfen, die auf schlechte Ermittlungen und fehlenden Aufklärungswillen der Sicherheitsbehörden zurückgeführt werden kann, sondern auch, dass nur zwei Neonazis vor Gericht stehen. Im ersten Prozess waren drei weitere Neonazis angeklagt, denen jedoch nur Sachbeschädigung vorgeworfen wurde. Alle Angeklagten waren über viele Jahre in extrem rechte Netzwerke, Parteien und Gruppen eingebunden, denen Übergriffe nachgewiesen werden können.

Wir rufen dazu auf, zur Kundgebung zu kommen und den Prozess zu beobachten. Die Anwesenheit einer kritischen Öffentlichkeit ist auch für die Betroffenen, die dort aussagen müssen, eine Unterstützung. Es geht darum, sich Neonazis und rechten Netzwerken überall und jederzeit entgegenzustellen, Verwicklungen der Sicherheitsbehörden zu benennen und zu bekämpfen und mit den Betroffenen rechter Hetze und Gewalt solidarisch zu sein.

asp – Agentur für soziale Perspektiven
aze* – andere Zustände ermöglichen
fajoc – Feministische Antifaschistische Jugend Organisation Charlottenburg
Initiative zur Aufklärung des Mordes an Burak
VVN-VdA Neukölln

(Der Prozess findet in einem Sicherheitsraum statt. Es darf nur Papier und ein Bleistift mitgenommen werden. Alle Personen werden durchsucht und abgetastet.)

Workshop am 25.10. mit ASP & der Burak-Ini

Im Rahmen des Events Nicht(s) ohne uns! – Migrantisches Leben heute und immer am 25.10.2024 im Nachbarschaftshaus am Körnerpark (Schierker Str. 53, 12051 Berlin) von 14 bis 21 Uhr, halten die Agentur für soziale Perspektiven und die Burak-Ini einen Workshop von 16:30 bis 19 Uhr.

Ankündigung der Fachtagung Nicht(s) ohne uns! – Migrantisches Leben heute und immer:

Sylt, Remigrationspläne und Debatten über die “Überfremdung” Deutschlands sind für Menschen, die in Deutschland täglich gesellschaftlichen und strukturellen Rassismus erleben, nichts Neues. Seit Jahren erleben wir auch hier in Berlin immer wieder rassistische Übergriffe: Vor allem die rechte Anschlagsserie in Neukölln macht die unmittelbare Gefahr von rechts deutlich.

Um dem entgegenzuwirken, ist es wichtiger denn je, dass wir zusammenkommen. In Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Spaltung und menschenverachtender Ideologien müssen wir uns verbünden, uns gegenseitig stärken und solidarisch, Seite an Seite gegen Rassismus und Ausgrenzung aufstehen. Unser Event bietet Raum für Dialog, Vernetzung und gegenseitige Unterstützung.

Workshop Ankündigung: Burak Bektaş wurde im April 2012 im Alter von 22 Jahren im Süden Neuköllns ermordet. Zwei seiner Freunde wurden lebensgefährlich verletzt und haben überlebt. Vieles deutet auf einen rassistischen Mord hin. Die Polizei hat die Tat aber nie aufgeklärt, der Täter wurde nicht gefasst. Die Initiative zur Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş hat sich bald nach dem Mord gegründet, um Buraks Angehörige in ihrem Kampf um Aufklärung zu unterstützen und die Erinnerung an Burak wach zu halten. Sie vernetzen sich mit anderen Betroffenen und Initiativen in Berlin und bundesweit.
Neben dem Mord an Burak Bektaş gibt es zahlreiche weitere mutmaßlich extrem rechte, rassistische und antisemitische Straftaten in Neukölln, die ebenfalls nicht aufgeklärt wurden und heute als „Neukölln-Komplex“ bekannt sind. Deswegen wurde ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss eingesetzt, der von mehreren Initiativen, darunter die „Agentur für soziale Perspektiven e.V.“ (ASP), beobachtet wird.

In dem Workshop berichten die Initiative zur Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş und ASP von ihrer Arbeit und aktuellen Entwicklungen in Bezug auf den Neukölln-Komplex.

Meldet euch bitte unter folgender E-Mail an: Mitreden@nbh-neukoelln.de
Mehr Infos unter: Fachtagung “Nicht(s) ohne uns! – Migrantisches Leben heute und immer / instagram zum Workshop

Grussworte der Burak-Initiative zum 5. Jahrestag des antisemitischen, rassistischen und misogynen Anschlags in Halle:

Heute kommen wir mit euch zusammen, um an den antisemitischen, rassistischen und misogynen Anschlag vom 9. Oktober 2019 in Halle und Wiedersdorf zu erinnern. Jana L. und Kevin S., haben bei dem Anschlag heute vor 5 Jahren ihr Leben verloren. — Wir möchten an dieser Stelle gemeinsam ihrer gedenken. Wir möchten den Angehörigen und all denen unser tiefes Mitgefühl ausdrücken, die den beiden nahestanden, sie tagtäglich vermissen.
Wir senden euch unsere Solidarität, hier vom O-Platz in Berlin!
Und unsere Gedanken sind auch bei allen Überlebenden und Betroffenen des Anschlags. Auch euch senden wir unsere Solidarität. Wir sind an eurer Seite.
5 Jahre sind nun vergangen. Wie Ismet Tekin, Überlebender des Anschlags auf den Kiezdöner sagte, „es gab ein Leben vor dem Anschlag und es gibt nun ein anderes Leben“.

Überlebende des Anschlags, Betroffene von Antisemitismus und Rassismus, haben sich gemeinsam in der Soligruppe 9. Oktober organisiert. Ihr macht immer wieder darauf Aufmerksam, dass neben Antisemitismus auch Rassismus und Misogynie Tatmotive waren. Zusammen mit vielen weiteren Betroffenen von rechtem Terror in Deutschland und uns von der Burak-Ini engagiert ihr euch im Solidaritätsnetzwerk für Betroffene von rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt. Ihr zeigt uns, was gelebte Solidarität meint: Betroffene rechten Terrors schließen sich zusammen.
Solche solidarischen Verbindungen sind sehr wertvoll.

Seit dem terroristischen Anschlag der Hamas vom 7. Oktober letzten Jahres gilt das umso mehr.

In Deutschland werden Juden*Jüdinnen häufig für den Krieg des israelischen Staates verantwortlich gemacht und Angriffe und Bedrohungen auf sie haben stark zugenommen.
Muslim*innen werden oft pauschal als Hamas-Unterstützer*innen gesehen, als solche dargestellt und mit Terrorismus in Verbindung gebracht, was mit entsprechenden Anfeindungen und Bedrohungen einhergeht.
Antisemitismus wird oft ausschließlich auf Muslim*innen projiziert und als „importiertes Problem“ dargestellt. Die Kontinuität des Antisemitismus in Deutschland wird somit negiert. Das Leid der Palästinenser*innen und der Jüdinnen*Juden hat keinen Raum. Tatsächlich aber erleben wir hier in Deutschland einen krassen Rechtsruck. Statt soziale Lösungen für soziale Probleme zu suchen, verschieben alle politischen Parteien die Aufmerksamkeit auf migrantisierte Menschen.

Jüdinnen*Juden und Muslim*innen werden auf diese Weise gegeneinander ausgespielt.
In dieser polarisierten und aufgeheizten gesellschaftlichen Situation wird schwieriger, was doch eigentlich so simpel, aber auch so essentiell ist: einander zuhören. Wir müssen einander zuhören, um Empathie füreinander zu entwickeln. Zuhören ist ein politischer Akt. Wir müssen Räume kreieren und Räume offen halten, in denen dies weiterhin möglich ist.

Angesichts der aktuellen politischen Situation und dem gestiegenen Antisemitismus, haben jüdische Überlebende formuliert, dass sie das Gefühl haben, langsam zu verstummen.

Zachor – erinnere dich! Diesen Imperativ als eines der zentralen Prinzipien im Judentum hat uns die Soligruppe 9. Oktober an Buraks Todestag in diesem Jahr übermittelt. Ihr habt gesagt – Zitat: „Dafür ist es wichtig, den Stimmen der Angehörigen von Ermordeten und den Überlebenden zuzuhören, immer wieder und wieder. Melek Bektaş, wir hören dich. Und wir werden dir weiterhin zuhören. Solange unsere Herzen schlagen, werden wir zuhören und für Aufklärung kämpfen. Und solange wir uns erinnern, werden wir gedenken.“
Diese Worte von euch haben uns sehr bewegt. Auch wir hören euch. Und wir wollen und werden euch weiter zuhören.

Gemeinsam werden wir Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus, Misogynie und andere Formen der Menschenfeindlichkeit bekämpfen.

Wir hören die Rufe nach Frieden und Gerechtigkeit von allen Seiten.
Erinnern wir gemeinsam.
Erinnern heisst kämpfen. Kämpfen wir für eine bessere Welt – gemeinsam!

Parlamentarischer Untersuchungsausschuss am 9. Jahrestag des Mordes an Luke Holland

Am 20.09.2024 findet um 8:30 Uhr vor dem Abgeordnetenhaus, Niederkirchnerstr. 5, 10117 Berlin eine Kundgebung statt. Es werden u.a. die Grußworte, die Lukes Vater Philip Holland geschickt hat, verlesen.
Ab 9 Uhr beginnt die Sitzung des Parlamentarischer Untersuchungsausschuss zum “Neukölln-Komplex” mit einer Schweigeminute zum Gedenken an Luke Holland.

Die öffentliche Sitzung wird vorraussichtlich recht kurz sein, da die VS-Zeugen größten Teils in nicht-öffentlicher Sitzung gehört werden.

20.09.2024 Gedenken an Luke Holland – Deutsch/English/Türkçe

– ermordet vor 9 Jahren von einem Neonazi in Berlin-Neukölln
Freitag, 20. September 2024, 17:30 Uhr an der Todesstelle Ringbahnstraße Ecke Walterstraße

Luke Holland wuchs in Manchester auf, studierte u.a. in Oxford und war Jurist. 2014 zog er nach Berlin und beriet Start-ups bei ihrer Gründung in juristischen Fragen. Er spielte gerne Fußball.

Am 20. September 2015 wurde Luke Holland am frühen Morgen von einem Neonazi auf offener Straße ermordet.

Luke wurde nur 31 Jahre alt.

Lukes Mörder, Rolf Zielezinski, wurde im Juli 2016 zu knapp 12 Jahren Haft verurteilt. Vor dem Mord an Luke hatte der Täter sich darüber beschwert, dass in der Bar, vor der er den Mord beging, „nur noch Englisch und Spanisch gesprochen“ werde. In seiner Wohnung wurden zahlreiche Nazi-Devotionalien, diverse schussfähige Waffen und Munition, sowie ein Kilo Schwarzpulver (Sprengstoff) gefunden. Dennoch wollten Richter und Staatsanwälte kein rechtes Tatmotiv feststellen.

Philip Holland, Lukes Vater, ist im Mai dieses Jahres aus Manchester nach Berlin gereist, um dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum „Neukölln-Komplex“ im Berliner Abgeordnetenhaus beizuwohnen, als Lukes Fall dort behandelt wurde. Er hat dort die polizeilichen Ermittlungen in Buraks und Lukes Fall scharf kritisiert, und ebenso das Gerichtsurteil in Bezug auf Lukes Mörder. Er geht davon aus, dass Lukes Mörder auch Burak ermordet hat und der fehlende Ermittlungsdruck nach dem Mord an Burak dem Verdächtigen das Selbstvertrauen gegeben hat, auch seinen Sohn Luke umzubringen.

Am 20. September 2024 wollen wir Luke Holland um 17:30 Uhr an der Todesstelle gedenken. Ihr könnt gerne Blumen und Kerzen mitbringen.

— English —

Commemoration of Luke Holland – murdered 9 years ago by a neo-Nazi in Berlin-Neukölln
Friday, 20 September 2024, 5:30 pm
at the death site on the corner of Ringbahnstraße and Walterstraße

Luke Holland grew up in Manchester, studied at Oxford and other universities and was a lawyer. He moved to Berlin in 2014 and advised start-ups in their founding process on legal issues. He liked playing football.

On 20 September 2015, Luke Holland was murdered in the early hours of the morning by a neo-Nazi in the street.

Luke was only 31 years old.

Luke’s murderer, Rolf Zielezinski, was sentenced to just under 12 years in prison in July 2016. Before Luke’s murder, the perpetrator had complained that ‘only English and Spanish were spoken’ in the bar where he committed the murder. Numerous Nazi devotional objects, various firearms and ammunition, as well as a kilo of black powder (explosives) were found in his flat. Nevertheless, the judge and prosecutors did not want to see a right-wing motive for the murder.

Philip Holland, Luke’s father, travelled from Manchester to Berlin in May this year to attend the parliamentary committee of enquiry in the Berlin House of Representatives regarding the ‘Neukölln complex’ when Luke’s case was being discussed there. There he sharply criticised the police investigation into Burak and Luke’s case, as well as the court ruling in relation to Luke’s murderer. He assumes that Luke’s killer also murdered Burak and that the lack of investigative pressure after Burak’s murder gave the suspect the confidence to kill his son Luke as well.

On 20 September 2024 we want to commemorate Luke Holland at 5:30 pm at the place of his death. You are welcome to bring flowers and candles.

— Türkçe —

Luke Holland’ın Anısına
Luke, 9 yıl önce Berlin-Neukölln’de bir neo-Nazi tarafından katledildi.
Cuma, 20 Eylül 2024, saat 17:30’da
Ringbahnstraße ve Walterstraße köşesindeki olay yerinde Luke’u anıyoruz!

Luke Holland, Manchester’da büyüdü, Oxford ve diğer üniversitelerde eğitim aldı ve avukat olarak çalıştı. 2014 yılında Berlin’e taşınarak start-up’lara hukuki danışmanlık yapmaya başladı. Futbol oynamaktan keyif alıyordu.

20 Eylül 2015 sabahının erken saatlerinde, sokak ortasında bir neo-Nazi tarafından silahla katledildi. Luke, henüz 31 yaşındaydı.

Katili Rolf Zielezinski, Temmuz 2016’da 12 yılın biraz altında bir hapis cezasına çarptırıldı. Katil, cinayeti işlediği barda, sadece İngilizce ve İspanyolca konuşulduğunu şikayet etmişti. Evinde çok sayıda Nazi sembolü, çeşitli ateşli silahlar, mühimmat ve bir kilo kara (patlayıcı) bulundu. Ancak, yargıç ve savcılar cinayetin arkasında sağcı bir motivasyon tespit etmek istemedi.

Luke’un babası Philip Holland, bu yıl Mayıs ayında Manchester’dan Berlin’e gelerek Berlin Parlemento komisyonunda, Luke’un davasının ele alındığı “Neukölln Kompleksi” üzerine yapılan parlamento araştırma komisyonuna katıldı. Burada, Burak ve Luke’un davalarındaki polis soruşturmalarını ve Luke’un katiliyle ilgili mahkeme kararını sert bir şekilde eleştirdi. Philip Holland, Burak’ın da Luke’un katili tarafından katledildiği ve Burak’ın katledilmesinin ardından yeterli soruşturma baskısının olmamasının, failin Luke’u da öldürme cesaretini artırdığını düşündüğünü ifade etti.

20 Eylül 2024 tarihinde saat 17:30’da Luke Holland’ı ölüm yerinde anmak istiyoruz. Çiçek ve mum getirebilirsiniz!

Gerichtstermin zum Neukölln-Komplex: Termine & Presse

Zweite Instanz der Prozesses gegen die Neuköllner Neonazis Sebastian T. und Thilo P. wegen der Brandanschläge am 1. Februar 2018 gegen den Linke-Politiker Ferat Koçak und seine Familie sowie den Buchhändler Heinz Ostermann. Ende 2022 / Anfang 2023 wurden T. und P. in dieser Sache vom Amtsgericht Tiergarten freigesprochen. Im August 2023 legte die Generalstaatsanwaltschaft dagegen Berufung ein. Weitere Details der Vorgeschichte bei Labournet.

Prozesstermine:
Mo, 16.09.2024, 09:30 Uhr / Do, 19.09.2024, 09:30 / Do, 26.09.2024, 09:30
Alle bisher festgelegten Prozesstermine beim VVN-BdA.

Presse:
13.09.2024 junge Welt: Taten einer Gruppe – Berufungsverfahren im »Neukölln-Komplex«
12.09.2024 rbb: Berufungsprozess um Neuköllner Anschlagsserie
12.09.2024 tagesspiegel: Gericht rollt Neukölln-Komplex neu auf: Prozess zu rechtsextremen Anschlägen startet belastet
12.09.2024 taz: Neuauflage des Neukölln-Prozesses: Mit Indizien gegen das Schweigen
12.09.2024 dpa/n-tv: Erneut Prozess nach Anschlagsserie

Heute wird die Installation “WIR SIND HIER” von Talya Feldman im NS-Dokuzentrum München eröffnet

Wir freuen uns sehr, dass vom 11. September bis 1. Dezember 2024 die Installation “WIR SIND HIER” nun auch im NS-Dokuzentrum München gezeigt werden kann u.a. mit einem Beitrag zu Burak Bektaş.
Die Installation von Talya Feldmann zeigt Video- und Tonmaterial aus dem digitalen Projekt WIR SIND HIER, das durch Stimmen und Perspektiven von Überlebenden und Angehörigen von Opfern rassistischer und antisemitischer Gewalt Erinnerungsorte im öffentlichen Raum einfordert.

Anbei verlinken wir noch das Statement zum Anschlag vom 5. September 2024 des NS-Dokumentationszentrums München: weiterlesen !

Fortsetzung des Parlamentarischen Untersuchungsausschuss “Neukölln-Komplex” am 6. September ab 9 Uhr / Kundgebung ab 8:30

Untersuchungsausschuss zur rassistisch/rechtsextremistischen Straftatenserie im Bezirk Neukölln in den Jahren 2009 bis 2021: Im Fokus der parlamentarischen Untersuchung steht, das in Neukölln seit über 10 Jahren Bedrohungen, Anschläge und Morde stattfinden. Angegriffen werden migrantische, linke und antifaschistische Menschen, nur der Mord an Luke Holland am 20.9.2015 wurde (teilweise) aufgeklärt. Ansonsten konnten die Täter bei über 120 rechten/rassistischen Straftaten straflos handeln.

Die Ausschußsitzung beginnt um 9:00 Uhr im Raum 376. Vorher findet um 8:30 Uhr eine Kundgebung der VVN vor dem Abgeordnetenhaus, Niederkirchnerstr. 5, 10117 Berlin statt.

Der Untersuchungsausschuss wird VS- und Staatsschutzbeamt:innen in den nächsten Sitzungen hören.

Audio-Doku der Veranstaltung „Die Aufarbeitung des Neukölln-Komplexes – eine Zwischenbilanz“

Link zum Audiomitschnitt: archive.org / mp3

Veranstaltung am Dienstag den 4. Juni 2024 im HAU 2 (Hallesches Ufer 34, 10963 Berlin) um 19 Uhr einladen:

mit Helga Seyb, Ferat Koçak, Christiane Schott, Claudia von Gélieu und Karin Wüst.

Im Rahmen der Aktionswoche Europa den Vielen von Die Vielen e.V. vom 3. bis 9. Juni

“Wer gedenken will, soll aufklären!” (Melek Bektaş)

Burak Bektaş wurde im April 2012 in Berlin-Neukölln in der Nähe des Krankenhauses Britz erschossen. Seit 2022 wird den vielen offenen Fragen bezüglich einer Serie von rechtsextremen Straftaten in Neukölln in einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss nachgegangen, nun auch dem Fall Burak Bektaş. Die Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş nimmt dies zum Anlass, um die Zusammenhänge im Neukölln-Komplex zu diskutieren. Verschiedene Berliner Initiativen diskutieren im HAU2, wie es nach 12 Jahren ohne behördliche Aufklärung, aber mit zahlreichen solidarischen Zusammenschlüssen unter Angehörigen und Betroffenen rechter, rassistischer, antisemitischer Gewalt weitergehen kann.

Helga Seyb ist Teil der Initiative zur Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş. Sie arbeitete bis zu ihrer Pensionierung bei ReachOut (Beratungsstelle für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt und Bedrohung in Berlin). Sie begleitet die Familie Bektaş seit Jahren.

Ferat Koçak ist Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin und Sprecher für Klima-, Flucht- & Antifaschistische Politik. Er und seine Familie überlebten ein rechtsterroristisches Attentats in Berlin-Neukölln im Februar 2018. Koçak ist außerdem Aktivist im Bündnis Neukölln.

Christiane Schott war langjährige Bewohnerin der Hufeisensiedlung in Neukölln. Sie und ihre Familie wurden über zehn Jahre hinweg immer wieder von Neonazis terrorisiert. Ab 2011 wurden das Haus und die Autos der Familien angegriffen und beschmiert, Fenster wurden eingeworfen, der Briefkasten gesprengt. Sie engagiert sich unter anderem in der Initiative „Basta!”.

Claudia von Gélieu engagiert sich seit vielen Jahren antifaschistisch unter anderem bei “Rudow empört sich” in Neukölln. Auf das Fahrzeug von Claudia von Gélieu wurde im Februar 2017 ein Brandanschlag verübt. Das Feuer hätte auf das Wohngebäude übergreifen können, wo sie und ihr Mann zum Tatzeitpunkt schliefen.

Karin Wüst ist Teil der „Initiative BASTA – wir haben genug – Britzer Bürger*innen” fordern Aufklärung rechter Straftaten. Die Initiative veranstaltet seit 2018 jeden Donnerstag Kundgebungen vor dem Berliner Landeskriminalamt und fordert die Aufklärung des Neukölln-Komplexes und rechter Strukturen in der Polizei.

Redebeitrag zum 40. Jahrestag des rassistischen Brandanschlags in Duisburg am 26.8.1984

Am Montag, den 26.08.2024 um 17 Uhr wurde an 40 Jahre tödlicher Brandanschlag auf das Haus in der Warnheimer Straße 301 in Duisburg erinnert. Vor 40 Jahren starben durch den rassistisch motivierten Brandanschlag 7 Angehörige der Familie Satır und Turhan und 23 weiter wurden verletzt. Mehr Informationen unter Intitiative Duisburg 26. August 1984 / facebook.

Wir konnten einen Redebeitrag bei der Gedenkveranstaltung halten – (unser Redebeitrag als Audio archive.org / mp3):

Liebe Angehörige, Betroffene und Überlebende des Brandanschlags auf das Haus hier in Duisburg-Wanheimerort, liebe Unterstützer*innen,
gemeinsam wollen wir heute mit euch euren Liebsten, den Ermordeten des rechten, rassistischen Brandanschlags vom 26. August 1984 gedenken. Vor genau 40 Jahren wurden sie gewaltsam aus ihrem Leben, aus eurem Leben gerissen. Wir trauern mit euch um Ferdane Satır, Zeliha Turhan, Rasim Turhan, Songül Satır, Ümit Satır, Çiğdem Satır und Tarık Turhan. Und wir trauern mit euch um Ramazan Satır, der bei dem Anschlag seine Frau, vier seiner Kinder, seinen Enkel und seinen Schwiegersohn verlor und selbst knapp ein Jahr später bei einem Autounfall stirbt.

Lange Zeit, sehr lange Zeit seid ihr, die Betroffenen und Überlebenden des rassistischen Brandanschlags alleine gelassen worden, in eurem Schmerz, in eurer Trauer. Dass ihr heute, 40 Jahre nach dem Anschlag nicht mehr alleine seid, ist Ergebnis eures langen und mühsamen Kampfes. Die Ermittlungs- und Strafverfolgungsbehörden hatten von Beginn an ein politisches Motiv ausgeschlossen und Jahre später wurde eine sogenannte psychisch kranke Einzeltäterin für die Tat verantwortlich befunden. Die Berichterstattung über den Brandanschlag war widersprüchlich, Menschen mit Migrationsgeschichte wurden kriminalisiert, Nazisymbole ignoriert und die Medien sowie Öffentlichkeit verloren erschreckend schnell das Interesse. Und die Namen der Opfer werden in der deutschen Presse nicht genannt, sie bleiben gesichtslos und die Perspektive der Betroffenen wird nicht erfragt.

Der Brandanschlag reiht sich ein in den rechten, rassistischen und antisemitischen Terror in Deutschland nach 1945, nach dem Holocaust, nach dem vermeintlichen Ende vom Faschismus. Es sind unzählige Opfer zu betrauern, und ihre Geschichten sind zum Teil noch nicht erzählt.

Bis heute ist der Brandanschlag hier in Duisburg-Wangheimerort von Seiten der Behörden nicht anerkannt als ein rechter, rassistischer Anschlag. Aber ihr lasst euch eure Stimme nicht nehmen. So sprach Aynur Satır deutliche Worte auf der Pressekonferenz am 11. März in diesem Jahr in Berlin; die Pressekonferenz kann als Gegenveranstaltung zur Veranstaltung der Bundesregierung anlässlich des Nationalen Gedenktages für Opfer terroristischer Gewalt verstanden werden und wurde von dem bundesweiten Solidaritäts-Netzwerks von Angehörigen, Betroffenen und Überlebenden rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt organisiert. Aynur sagte in ihrer Audio-Botschaft: „Wenn ich nicht eingeladen werde bedeutet das für mich, dass Sie [die Bundesregierung] von mir als Betroffene nichts hören und nichts wissen wollen. Ich lasse mich aber nicht zum Schweigen bringen. Es reicht, dass immer noch rassistische Gewalt passiert.“ Und sie sagt weiter „wie lange sollen wir noch um Anerkennung kämpfen?“.

Auch Melek Bektas, die Mutter von Burak Bektaş sprach auf der Pressekonferenz und formulierte in ihrer Ansprache an die Regierung die Forderung „wer gedenken will, soll aufklären“. Burak wurde am 5. April 2012 im Alter von 22 Jahren ermordet. Der Mord an ihm und der Mordversuch an 4 seiner Freunde vor nun über 12 Jahren ist bis heute nicht aufgeklärt. Die Selbstenttarnung des NSU lag zum Zeitpunkt des Mordes nur wenige Monate zurück. Der Tathergang entsprach dem des NSU. Die Berliner Ermittlungsbehörden haben sich jedoch geweigert, ein rassistisches Mordmotiv zu verfolgen. Auch müssen wir aktuell den parlamentarischen Untersuchungsausschuss immer wieder dazu auffordern, die rechten, rassistischen Strukturen in den Berliner Ermittlungsbehörden zu sehen und zu untersuchen. Ansonsten können die über 100 unaufgeklärten rechten, rassistischen und antisemitischen Verbrechen und die beiden Morde an Burak und Luke Holland in Berlin-Neukölln nicht aufgeklärt werden.

Die Stimmen der migrantischen Communities haben sich seit Jahrzehnten klar zu rechter, rassistischer Hetze und Gewalt geäußert. Staatliche Vertreter*innen, Medien und weite Teile der Mehrheitsgesellschaft dagegen versuchen diese Stimmen zum Schweigen zu bringen. Nach der Selbstenttarnung des NSU initiierten Angehörige und Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt 2014 eine bundesweite Vernetzung. Hieraus sind auch Veranstaltungen wie die NSU-Tribunale entstanden. Die NSU-Tribunale gehen Forderungen der Angehörigen nach, Forderungen, die weder Staat noch Gerichte als Aufgabe für sich auch nur ansatzweise begreifen.

Melek Bektaş, Buraks Mutter sagte in ihrer Rede auf dem NSU-Tribunal 2017 in Köln:
„Ich habe hier gesehen, wie viele Opfer es gibt. Wie viele gibt es noch von ihnen, von denen wir noch nichts wissen? Wenn wir schweigen, wird das immer wieder passieren. Jetzt ist die Zeit unseres Schweigens vorbei, wir werden nicht mehr schweigen. … Dieses System des Rassismus soll nicht so weitergehen. Ich habe hier gesehen, wenn wir Hand in Hand gehen, dann werden wir stärker.“

Der rechte, rassistische Brandanschlag vom 26. August 1984 ist nicht mehr der vergessene Brandanschlag. Das habt ihr, Angehörige, Betroffene und Überlebende und euch solidarische Menschen erreicht.

Wir fordern die Anerkennung des Brandanschlags vom 26. August 1984 als einen rassistischen Anschlag!
Wir fordern Solidarität mit den Angehörigen, Betroffenen und Überlebenden des Anschlags hier in Duisburg und bundesweit!
Die Perspektive von Betroffenen rassistischer Gewalt muss gehört werden und in die Geschichtsschreibung eingehen!

Und wir erinnern an Ferdane Satır, Zeliha Turhan, Rasim Turhan, Songül Satır, Ümit Satır, Çiğdem Satır und Tarık Turhan.