2015-01-26 Redebeitrag bei der „Gedenken heißt Handeln! NoBärgida, No Racism!“-Demo

Wir – von der Initiative zur Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş – demonstrieren heute mit euch gegen die rassistischen Mobilisierungen von Pegida, Bärgida, Magida etc..

Burak Bektaş wurde vor fast drei Jahren in Neukölln-Britz auf offener Straße ermordet. Am 5. April 2012 trafen ihn und zwei andere junge Männer, mit denen er sich gerade unterhielt, mehrere Schüsse. Die überlebenden Jugendlichen berichteten, der Mord erinnere sie an eine gezielte Hinrichtung. Ein Täter wählt jene Gruppe von Jugendlichen aus, in der Burak, Jamal und Alex sich mit zwei weiteren Freunden getroffen haben. Fünf Schüsse, wortlos, niemand kann es verstehen. Auch wir haben keine Erklärung. Wir fragen uns aber: War Rassismus wieder das Motiv?

Sonntag vor einer Woche haben wir in Berlin-Neukölln und Kreuzberg mit 2.000 Menschen demonstriert, weil Khaled Idris Bahray am Montag davor in Dresden ermordet wurde – am selben Montag als 25.000 Pegida-Anhänger_innen in Dresden ein Klima der rassistischen Aggression verbreiteten und die wenigen Migrant_innen und Geflüchteten in der Stadt in Angst und Schrecken versetzten.
Laut Polizei und Staatsanwaltschaft in Dresden hat ein Mitbewohner von Khaled Bahray, ebenfalls aus Eritrea, inzwischen die Tötung von Khaled gestanden. Dazu wollen wir folgendes sagen:

1. Die Dresdner Polizei hat mit ihrer anfänglichen Leugnung eines Gewaltverbrechens und den erst nach der Obduktion verspätet aufgenommenen Ermittlungen Grund für Misstrauen geliefert. Wir bleiben deshalb misstrauisch gegenüber der angeblichen Aufklärung der Tat.

2. Ein Zusammenhang zwischen rassistischen Mobilisierungen und rassistischer Gewalt bis hin zu Morden existiert in Deutschland – wieder – zumindest seit den 1980er Jahren. Seit 1990 sind dem mehr als 184 Menschen zum Opfer gefallen. Von einer hohen Dunkelziffer ist auszugehen.

3. Rassistische Morde werden spontan begangen, sie werden aus einer rassistisch motivierten Szene heraus begangen, sie werden von Rechtsterroristen begangen. Die Täter_innen müssen sich zu ihren Taten nicht zu bekennen, weil die Taten in einem rassistisch geprägten gesellschaftlichen Klima für sich sprechen.

4. Polizei und Ermittlungsbehörden spielen eine zweifelhafte Rolle. Der rassistische Hintergrund von Taten wird immer wieder geleugnet, verschleiert oder heruntergespielt. Dies geschieht zum einen aus Staatsraison – Deutschland soll vor dem Ausland nicht schlecht dastehen. Zum anderen sorgt eine rassistische Grundhaltung in den Behörden selbst immer wieder für eine Täter-Opfer-Umkehr: Die Opfer oder ihr persönliches Umfeld werden für die Taten verantwortlich gemacht.

5. Der Mord an Burak Bektaş ist über die Wirkungsmöglichkeiten unserer Initiative hinaus öffentlich kaum bekannt, weil Polizei und Ermittlungsbehörden nicht wollen, dass nach den Morden des NSU ein weiterer rechtsterroristischer Verdachtsfall existiert. Der Mord an Khaled wäre ebenfalls unbekannt geblieben, wenn nicht sofort die eritreische und afrikanische Community und antirassistische Gruppen ihren Verdacht laut gemacht hätten.

6. Die Initiative Oury Jalloh war vor Ort in Dresden und ist im Kontakt mit der Familie von Khaled. Sie hat die Leiche ein zweites Mal obduzieren lassen und unterstützt die Mitbewohner Khaleds z.B. mit Anwält_innen. Das allein macht uns Hoffnung, dass hier nicht vertuscht und verschleiert werden kann.

Kampf dem Rassismus!

Demoaufruf zum 26.01.2015 vom Bündnis gegen Rassismus
“Remembering Khaled” initiative