2022-04-10 Audio-Botschaften aus Dortmund, Köln, von Trotz alledem, gemeinsame Grussbotschaft aus Halle und von Sibel, Hasan Leyla aus München und Redebeitrag von Trotz alledem

Audio-Grußbotschaften zum 10. Jahrestag des Mordes an Burak Bektaş

Dortmund “Tag der Solidarität”, Faruk und Familie Arslan aus Mölln und Kutlu von der Keupstrasse Köln archive.org
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Trotz Alledem archive.org / m4a

Grußbotschaft von Überlebenden des rassistischen und antisemitischen Anschlags in Halle vom 9. Oktober 2019 und der Soligruppe TEKİEZ

Liebe Familie Bektaş, liebe Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş, liebe Freund*innen

10 Jahre sind vergangen. 10 Jahre sind vergangen ohne Burak. Ohne Gerechtigkeit, ohne Aufklärung, ohne Frieden. Was können wir noch sagen, was ihr nicht schon gesagt habt? Was können wir noch fühlen, was ihr nicht schon fühlt? Die Kraft, die wir Euch heute wünschen, ist die Kraft, die Ihr Euch immer für uns gewünscht habt. Die Worte, die wir heute mit Euch teilen, sind Worte, die Ihr immer mit uns geteilt habt:

Kein Schweigen mehr. Wir werden sprechen. Kein Aufgeben. Wir werden kämpfen.

Wir sind hier – mit unserer Stimme Wir sind hier – mit unserer Wut Wir sind hier – im Widerstand

Wir sind hier – für Burak.
Für Jana. Für Kevin. Und für all die anderen, die wir durch rechte Gewalt und sinnlosen Hass verloren haben.

Danke für diese Worte und diese Kraft. Danke, dass Ihr uns beisteht. Heute und jeden Tag stehen wir mit Euch. In Trauer, in Wut, im Widerstand.

In Solidarität und Stärke,
Überlebende des rassistischen und antisemitischen Anschlags in Halle vom 9. Oktober 2019 und die Soligruppe TEKİEZ

Sibel und Hasan Leyla, Eltern von Can Leyla, einer der 9 Opfer des rassistischen Anschlags im Olympia Einkaufszentrum (OEZ) München – Grussbotschaft am 10.04.2022 in Berlin

Hallo, ich bin froh, heute hier zu sein und Sie alle hier zu sehen.
Ich heiße Sibel Leyla. Ich komme aus München und am 22. Juli 2016 wurde mein Sohn Can mit 14 Jahren am Olympia Einkaufszentrum ermordet. Er ist einer der 9 Opfer. Wir hatten in München lange damit zu kämpfen, dass die Tat als das benannt wird, was es ist: ein Anschlag eines Rechtsextremisten. Inzwischen ist es endlich offiziell und wir kämpfen weiter gegen Ungerechtigkeiten, gegen das Vergessen und die weiter bestehende Bedrohung unseres Lebens hier in Deutschland durch rechte Gewalt. Der Kampf ist mühsam und es ist schwer gehört zu werden, weil man uns sehr oft anschweigt, anlügt und ignoriert.
Burak Bektaş wurde vor 10 Jahren ebenfalls ermordet und ich sehe, dass seine Familie den gleichen Kampf führt wie wir in München. Es ist traurig, aber auch sicher, dass wir niemals aufhören werden, Hand in Hand gegen diejenigen zu kämpfen, die uns dieses Schicksal auferlegt haben. Wir sind entschlossen, gegen das Schweigen anzugehen und unserem Recht auf Wahrheit und Gerechtigkeit nachzugehen. Damit werden wir niemals aufhören.
Beim OEZ Anschlag in München am 22. Juli 2016 und im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) im Stadtbezirk Moosach wurden neun Menschen ermordet und fünf weitere verletzt. Ihre Namen sind:  
• Armela S. und Sabina S. 14 J  
• Sevda D. 45 J.
• Janos Roberto R. 15 J.  
• Chousein bzw. Hüseyin D. 17 J.
• Dijamant „Dimo“ Z. 20 J.
• Giuliano-Josef K. 19 J
• 5-jährige Selçuk K. 15 J.
• und Can L. 14 J., 
 

 

Redebeitrag von Trotz alledem

Liebe Familie Bektas,
Lieber Freunde von Burak, die mit ihm gemeinsam Ziel des feigen Anschlags waren…
Liebe solidarische Menschen… wir grüßen euch alle herzlich.
Wir alle wollen, das der feige, brutale Mord, der uns Burak Bektas in seinen jungen Jahren entrissen hat, restlos aufgeklärt wird. Der Mörder und seine Hintermänner müssen endlich gefunden werden. Dafür kämpfen seine Familie, Freund:innen und die Initiative zur Aufklärung des Mordes unermüdlich. Und auch in Zukunft werden wir hier sein, bis unsere Forderungen erfüllt werden. Alle die wir heute hier sind, aber auch eine Vielzahl solidarischer Menschen die an anderen Aktionen teilnehmen, fordern AUFKLÄRUNG!
Jedoch gibt es derezit eine faktische Macht, die sich dagegen stellt, die die Aufklärung mit allen erdenklichen Mittel zu verhindern versucht!
Natürlich drängt siich in dieser Situation folgende Frage auf: Sind für den Mord an Burak Bektas rassistisch- faschistische Kräfte verantwortlich, die von staatlichen Stellen untertstüzt, beziehungsweise gedeckt wurden und auch noch immer werden. Wie auch bei den Nazi- Morden des NSU und anderen rassistischen Morden? Sind auch hier Staat und Nazis Hand in Hand?
Wir glauben nicht, dass die in die Untersuchungen involvierten staatlichen Institution inkompetent oder einfach unfähig sind.
Es ist vielmehr so, dass bei Angriffen und Morden an Migrant:innen die staatlichen stellen mit institutionell- rassistsichen Herangehensweisen und Vorurteilen reagieren. Das sehen und erleben wir im Umgang mit migrantischen Opfern und ihren Angehörigen immer wieder. Deswegen werden Täter:innen zuerst in der nächsten Umgebung der Opfer, bei Angehörigen und Verwandten vermutet und gesucht. Sie werden zu Verdächtigen und Angeklagten gemacht. Ihr Leben wird auf den Kopf gestellt.
Kein Opfer und keine Angehörigen werden wir alleine lassen!
Wir werden niemaden und nichts vergessen und vergessen lassen!
Der Mord an Burak muss restlos aufgeklärt werden.
Wir haben Burak nicht vergessen, wir werden ihn auch nicht vergessen lassen.
Wir werden trotz allen Widerständen kämpfen bis der feige Mord an Burak restlos aufgeklärt wird.
Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen! Kein Schlussstrich!

Trotz alledem!