Podiumsdiskussion zum Gedenkort für Burak Bektaş
Mi, 1. März 2017, 19 Uhr
im Foyer Kulturstall Britz, Alt-Britz 81, U-Bhf. Parchimer Allee
Wir laden Euch herzlich zu unserer Podiumsveranstaltung ein, die wir gemeinsam mit dem Museum Neukölln anlässlich des 5. Jahrestages der Ermordung von Burak organisieren:
Spätestens mit der Selbstenttarnung des NSU vor fünf Jahren und der schrittweisen Offenbarung eklatanter Fehler seitens der Sicherheits- und Ermittlungsbehörden ist deutlich geworden: Deutschland hat nicht nur ein massives Problem mit gewaltbereiten Neonazis, sondern auch mit institutionellem Rassismus.
Nur wenige Monate nach dem Auffliegen des NSU-Komplexes schoss ein unbekannter, nach Zeugenaussagen weißer Mann in der Rudower Straße in Neukölln auf eine Gruppe von fünf Jugendlichen. Zwei der Jugendlichen überlebten schwer verletzt, der 22-jährige Neuköllner Burak Bektaş starb. Bis heute ist diese schreckliche Tat nicht aufgeklärt. Verschiedene Hinweise legen nahe, dass es sich um einen rassistischen Mord gehandelt haben könnte – oder gar um eine NSU-Nachahmungstat. Gewiss ist, dass es sich bei den Opfern um Menschen mit Migrationsgeschichte handelt. Wieder gibt es Kritik an den Behörden, da sie einem rassistischen Tatmotiv nur unzureichend nachgehen: Und somit werden keine Konsequenzen aus den diskriminierenden Vorannahmen und den daraus resultierenden Fehlern gezogen, die bei den Ermittlungen zum NSU so offenkundig geworden sind.
Auf Wunsch der Angehörigen soll nun mit Hilfe eines breiten Unterstützungskreises ein Gedenkort für Burak Bektaş entstehen. Mitten in Süd-Neukölln wird ein Platz in der Nähe der Todesstelle zur Begegnung einladen und eine zentrale Skulptur sowohl an den unaufgeklärten Mord an Burak Bektaş erinnern – als auch an die vielen anderen unaufgeklärten Morde in Deutschland, bei denen es sich um rechte Taten handelt und handeln könnte.
Wie kann man so ein Gedenken begründen, wo doch nichts gewiss ist? Wie bettet sich solch ein Gedenken in eine Gesellschaft ein, in der eine rechtsterroristische Mordserie so lange unentdeckt bleiben konnte? Und wie muss ein Gedenken aussehen, das keinen Schlussstrich zieht, sondern die Erinnerung wachhält, Bewusstsein schafft und aufrüttelt?
Über diese Fragen diskutieren:
– Ulli Jentsch, Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum
– Jan-Christopher Rämer, Bezirksstadtrat für Kultur in Neukölln
– Ibrahim Arslan, Freundeskreis im Gedenken an den rassistischen Brandanschlag von Mölln 1992 und Überlebender des Anschlags
– Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş
Moderation: Udo Gößwald, Leiter des Museums Neukölln
Veranstaltungsflyer / jw & berliner Zeitung zur Veranstaltung / Fotos / Audio – Veranstaltungsmitschnitt