“Wir werden immer wieder da sein”
Reclaim & Remember – Möllner Rede im Exil 2017
In Gedenken an die rassistischen Brandanschläge von Mölln 1992
2017 jähren sich die rassistischen Brandanschläge von Mölln zum 25. Mal. Am 23. November 1992 hatten zwei Neonazis das Haus der Familie Arslan in Brand gesetzt und dabei die 51-jährige Bahide Arslan, die 10-jährige Yeliz Arslan sowie die 14-jährige Ayşe Yılmaz ermordet. Weitere Familienmitglieder wurden teilweise sehr schwer verletzt. Zuvor hatten die Neonazis bereits einen Brandanschlag auf ein weiteres in der Nähe gelegenes Haus verübt, wo ebenfalls Menschen türkischer Herkunft wohnten. Neun von ihnen erlitten schwere Verletzungen. Obwohl der rassistische Hintergrund der Taten sofort offensichtlich war, konzentrierten sich die ermittelnden Behörden zunächst auf die betroffene Familie Arslan. Zusätzlich zu ihrer Trauer wurde sie mit Verdächtigungen belastet: Die Opfer wurden zu Tätern gemacht. Institutioneller und gesellschaftlicher Rassismus und tödliche Gewalt haben bis heute Kontinuität – davon zeugen die Taten, Ermittlungen und gesellschaftlichen Reaktionen im Umgang mit den Opfern des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) und ihren Angehörigen sowie vielen weiteren Betroffenen rassistischer Gewalt und ihren Lieben.
Vier Jahre war die Möllner Rede ein Bestandteil der offiziellen Gedenkveranstaltungen in Mölln. 2013 wurde die Rede, die immer eine kritische Bestandsaufnahme zum gesellschaftlichen Rassismus, Neofaschismus und Umgang mit Gedenken darstellt, aus dem Gedenkprogramm der Stadt Mölln gestrichen. Es schien nicht länger erwünscht, dass die Familie die Redner*innen selbst aussuchte. Seitdem befindet sich die Möllner Rede im Exil.
In diesem Jahr hält Esther Bejarano, Antifaschistin und Überlebende der Shoah, die Möllner Rede im Exil. Im Anschluss werden Mitglieder der Familie Arslan und Yilmaz sprechen. Die Veranstaltung wird von der „Initiative zur Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş“ in enger Kooperation mit Familie Arslan und dem „Freundeskreis im Gedenken an die rassistischen Brandanschläge in Mölln 1992“ organisiert.
Die Erinnerung überhaupt zu erkämpfen – an das Geschehene, an das Vergessene, an das Verschwiegene, an das unter den Teppich Gekehrte, an die Ursachen und die Folgen, an das Davor und das Danach. Diese Forderungen sind nach wie vor aktuell.
„Möllner Rede im Exil“
Sonntag, 19. November 2017 um 16 Uhr
Hebbel am Ufer (HAU1) Berlin, Stresemannstr. 29, 10963 Berlin
Einlass ab 15 Uhr, Programmbeginn 16 Uhr
Der Eintritt ist frei, es werden keine Tickets benötigt.
Barrierefreiheit:
Leider ist der Zugang nur bedingt barrierefrei. Bei Bedarf sollte sich bitte im Idealfall im Vorfeld mit dem HAU in Verbindung gesetzt werden: 030/259004-102 oder service [at] hebbel-am-ufer.de
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