Redebeitrag beim March Against Racism in Berlin am 17. März 2018

Von Australien, über die USA, Frankreich, Spanien, Großbritannien, Griechenland, Polen, Dänemark bis Südkorea beteiligten sich Menschen am #MarchAgainstRacism. In der BRD fanden rund 25 Aktionen und Demonstrationen statt.
In Berlin zogen mehrere hundert Demonstrant*innen vom Potsdamer Platz zur Schillstraße 9, der AfD-“Zentrale“ unter dem Motto: Refugees Welcome! Stoppt die AfD!

Redebeitrag der Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş

Wenn wir an Nazigewalt denken, denken wir an Sachsen und andere Regionen Deutschlands, aber nicht als erstes an Berlin.

Wer sich genauer mit Nazigewalt befasst und in die Statistiken zu Berlin schaut, könnte ein anderer Eindruck gewinnen. Insbesondere durch die auch medial bundesweit wahrgenommene Brandanschlagsserie in Neukölln.

Als Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş haben wir uns insbesondere mit rassistischen Morden beschäftigt. In der Liste der staatlich anerkannten Todesopfer rechter Gewalt finden sich für Berlin 2 Todesopfer rechter Gewalt. Auf der Liste der Wochenzeitung Zeit, der sogenannten Jansen-Liste oder der Liste der Amadeu-Antonio-Stiftung finden sich bedeutend mehr, nämlich 13 Todesopfer rechter Gewalt in Berlin.

Während bei der Zählung der Bundesregierung völlig unklar ist, wann ein Mord aus rassistischen, faschistischen oder z.B. homophoben Beweggründen als rechter Mord eingestuft wird, ist bei den anderen Zählungen immerhin die Kriterien klar. Wird ein Mord aus rassistischen, faschistischen, homophoben, antisemitschen, antiziganistischen, frauenfeindlichen oder obdachlosenfeindlichen Gründen begangen und wird dies in einem Prozess gegen den oder die Täter*innen im Urteil festgestellt, so landet er auf dieser Liste. Alle andern Morde, bei denen es kein Prozess mit dementsprechendem Urteil gibt, sind sogenannte “Verdachtsfälle”.

Auch Burak Bektaş gilt als sogenannter Verdachtsfall. Burak wurde ein halbes Jahr nach dem Bekanntwerden des NSU im April 2012 in Süd-Neukölln vor dem Krankenhaus in der Rudower Straße von einem 40 bis 60 jährigen weißen Täter ermordet. Burak und seine Freunde standen an der Bushaltestelle vor dem Krankenhaus Neukölln um 0:30 in der Nacht vom 4. auf den 5. April 2012. Der Täter feuerte 5 mal auf die Gruppe sog. „migrantischer Jugendlicher“. Burak starb, zwei weitere Jugendliche konnten durch Notoperationen zum Glück noch gerettet werden.

Bei Burak Bektaş läßt das Tatdatum einen rechten Mord vermuten, da genau 20 Jahre zuvor ein Nazi bei einer Auseinandersetzung mit migrantischen Antifas in Berlin-Neukölln starb. Zum Jahrestag gab es immer wieder Racheaufrufe von Nazis, auch zum 4.4.2012. Ein anderer möglicher Zusammenhang ergibt sich aus dem Tatort. Im Krankenhaus Neukölln starb der Nazi Jürgen Rieger. Außerdem mordete der unbekannte Täter völlig unvermittelt, ohne mit den Opfern ein Wort zu wechseln, genau wie bei den NSU-Morden. Von daher stellt sich für uns, die Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş, die eng mit den Angehörigen zusammenarbeitet, die Frage ob es ein NSU-Nachfolge- oder Nachahmungstat war.

Die Angehörigen und die Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş wollen an der Todesstelle einen Gedenkort Burak Bektaş errichten.
Zum 6. Todestag von Burak Bektaş wird die Skulptur „Algorithmus für Burak und ähnliche Fälle“ gegenüber dem Krankenhaus Neukölln eingeweiht.

Wir laden euch alle herzlich ein am 8. April 2018 um 14 Uhr zur U-Bahnhaltestelle Britz-Süd zu kommen, um gemeinsam mit uns zum Gedenkort Burak Bektaş zu gehen, um die Skulptur „Algorithmus für Burak und ähnliche Fälle“ einzuweihen.

Solidarisch gegen Rassismus in Berlin und überall.
Für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş.