In Gedenken an Burak Bektaş
5.4.2020
Wir gedenken Burak. Wir sind in Gedanken bei seiner Familie und bei seinen Freund*innen, die wie wir noch immer vor vielen offenen Fragen stehen:
– Wer hat Burak Bektaş ermordet?
– War Rassismus das Motiv?
– Gab es Parallelen zum NSU?
– Wurde genug ermittelt?
– Wurden die Aussagen der Opfer ernst genommen?
Rassismus ist in der Gesellschaft so tief verankert, dass wir so lange von einem rassistischen Motiv ausgehen müssen, bis das Gegenteil bewiesen ist.
Wir von der Initiative in Gedenken an Semra Ertan unterstützen die Aufklärung dieser Fragen und stehen solidarisch an der Seite der Liebsten von Burak, der Initiative und allen weiteren Menschen, die das Gedenken an Burak aufrecht erhalten.
Burak ist und bleibt unvergessen.
Und wir gedenken auch Luke Holland, der gestern am 4. April, 36 Jahre alt geworden wäre.
Semra Ertan hat sich vor 38 Jahren in Hamburg das Leben genommen, um gegen den zunehmenden Rassismus in Deutschland zu protestieren. Sie arbeitete als technische Bauzeichnerin und Dolmetscherin und schrieb über 350 Gedichte und Satiren. Das Gedenken an Semra Ertan wach zu halten, ihre Botschaft weiter zu tragen und ihr poetisches Werk bekannt zu machen, ist Ziel unserer Initiative. Wir möchten diese Grußbotschaft mit einem Ihrer Gedichte beenden:
Was ich mir wünsche!…
An einem kalten Wintertag
Es könnte ein Donnerstag sein
Und leise Schnee rieseln.
Ich säße an einem Ofen,
Und für euch beginne ich zu schreiben.
Auch wenn ich eine unerfahrene Dichterin wäre,
Schreiben ich, was ich zu sagen hätte.
Wer sagte, „im Land gäbe es keine Dichter“
Jeden Tag kommt ein Nachwuchs.
Ich werde kein anderes Gedicht aneignen,
Großzügig werde ich meine Schriften anbieten.
Aber leider zu spät, werden sie es wertschätzen,
Dann werde ich von allen Ahnungslos in weiter Ferne sein.
Semra Ertan, 1977