Gedenken an die Opfer des rassistischen Brandanschlags in Mölln am 23.11.1992

 
 
 
 
 
 

Heute findet in Mölln am 23.11.2020, 18 Jahre nach dem Brandanschlag die Kundgebung unter dem Motto wir werden immer wieder da sein – in Gedenken an Bahide und Yeliz Arslan und Ayşe Yılmaz statt.

Wir konnten einen Redebeitrag beisteuern und unsere Solidarität ausdrücken:

Liebe Familie Arslan, Liebe Familie Yılmaz, liebe Freundinnen und Freunde in Mölln und anderswo,

gerade in dieser schwierigen Zeit, die ein angemessenes Gedenken zusammen mit einer großen Zahl von Freund*innen schwierig macht, sind unsere Gedanken mit Euch und bei Yeliz und Bahide Arslan und Ayşe Yılmaz, die vor 28 Jahren in Mölln ermordet wurden. Wegen der Einschränkung der Corona-Zeit können wir nicht wie sonst in Mölln sein, was wir sehr bedauern und was uns schmerzt.

Seit mehr als 8 Jahren arbeiten wir als Initiative an der Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş und tragen das Gedenken an Burak weiter. Burak wurde 6 Monate nach der Selbstenttarnung des NSU ermordet. Ein unbekannter Täter trat auf Burak und seine Freunde zu und schoß. Der Tathergang ähnelte einer Hinrichtung. Burak starb an seinen Verletzungen, zwei seiner Freunde überlebten schwer verletzt. Der Mörder ist bis heute nicht gefunden.

In diesen Jahren wart Ihr, die Familien Arslan und Yilmaz, uns immer ein Vorbild und eine solidarische Unterstützung – uns wie vielen anderen Angehörigen und Gedenkinitiativen in Deutschland. Ihr habt uns Mut gemacht, Ihr habt uns gezeigt, dass nur ein selbstorganisiertes Gedenken ein würdiges Gedenken sein kann, dass es wichtig ist, nicht nachzugeben, nicht nachzulassen, dass es wichtig ist die eigene Kraft an andere weiterzugeben, sie zu teilen und sie damit zu vervielfältigen. Und dabei auch den Schmerz zuzulassen, den wir alle, wenn auch sehr unterschiedlich, dabei spüren.

Die Kraft und der Schmerz lassen sich nicht trennen. Es geht nicht darum, einen Kranz abzulegen oder ein Denkmal zu bauen oder bloß kämpferisch zu reden – es geht darum, an Yeliz und Bahide Arslan und Ayşe Yılmaz zu erinnern und darum, öffentlich zu vergegenwärtigen, welchen Schmerz Rassismus bedeutet und dass sich dieser nicht übergehen lässt, er nicht enden kann, ehe wir nicht unsere Welt so verändert haben, dass er sich nicht wiederholen kann.

Liebe Familie Arslan und liebe Familie Yılmaz – wenn wir uns für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş einsetzen, dann denken wir immer auch an Euch. Wir sind heute, am 23.11.2020 bei Euch und möchten Euch von unserer Kraft abgeben.