Liebe Familie Bektaş, liebe Angehörige, liebe Überlebende, liebe Unterstützer*innen,
Wir trauen heute gemeinsam mit euch um Burak und stehen an eurer Seite um die Erinnerung an ihn hochzuhalten.
Heute vor 11 Jahren wurde er aus eurer Mitte gerissen und noch immer habt ihr keine Gewissheit wer ihn ermordet hat.
Noch immer gibt es keine Aufklärung, keine Konsequenzen, keine Gerechtigkeit. Unerträglich der Gedanke, dass der Mörder eures Sohnes, Bruders, Freundes immer noch frei herum läuft. Zurecht seid ihr stets laut und fordert eine lückenlose Aufklärung.
Vieles deutet auf Rassismus als Tatmotiv hin.
Auch beim rechtsterroristischen Anschlag in München am OEZ gab es von Anfang an deutliche Hinweise auf eine rassistische Motivation des Täters.
Der Täter wählte gezielt Menschen vor dem Hintergrund seines rassistischen Weltbildes aus. Er verübte den Anschlag gezielt am 22. Juli, den Jahrestag des rechtsterroristischen Anschlags in Utoya und Oslo und benutzte zudem die gleiche Waffe wie der Täter dort.
Ein Jahr zuvor hatte er ein rassistisches Manifest verfasst. Er war international mit anderen Rechtsradikalen vernetzt.
Trotzdem hat es drei Jahre gedauert, bis die rechte Motivation der Tat offiziell anerkannt wurde.
Lange Zeit haben Politiker*innen sowie Gesellschaft das falsche Narrativ des Amoklaufs aufrecht erhalten und diese schreckliche Tat somit entpolitisiert und die strukturelle Gewalt dahinter unsichtbar gemacht. Die Angehörigen wurden allein gelassen und eine breite Unterstützung blieb aus. Eine intensive Aufarbeitung, die womöglich spätere rechtsterroristische Anschläge verhindern hätte können, blieb aus. Eine Anerkennung des Schmerzes, des Unrechts, das ihren Liebsten widerfahren war, blieb aus.
Es tut uns leid, dass auch ihr bisher keine Anerkennung erhalten habt und diesen oft einsamen Weg gehen müsst. Zusätzlich wird euer Gedenken immer wieder durch rechte Schmierereien und Schändungen gestört. Seit Jahren versuchen Nazis in Neukölln Angst und Schrecken zu verbreiten.
Umso wichtiger ist jede einzelne Person, die heute hier ist und die Erinnerung an Burak Bektaş hoch hält.
Wir wollen fest daran glauben, dass ihr Gerechtigkeit erfährt und Aufklärung stattfindet. Und wir hoffen das Unrecht, das Burak angetan wurde, endlich anerkannt wird.
Auch in München wurde nur durch den unermüdlichen Kampf der Angehörigen die offizielle Einschätzung eines Amoklaufs widerrufen und anerkannt, dass es rechter Terror war.
Wir wollen euch heute unsere Unterstützung zusagen in eurem Kampf um Anerkennung. Hört nicht auf zu kämpfen. Bleibt laut, bleibt stark. Wir werden solidarisch an eurer Seite stehen.
In Erinnerung an Burak Bektaş!
In Erinnerung an Armela Segashi, Can Leyla, Dijamant Zabërgja, Guiliano Kollmann, Hüseyin Dayıcık, Roberto Rafael, Sabine S., Selçuk Kılıç, Sevda Dağ –
Deren Leben vor fast sieben Jahren in München ausgelöscht wurde.
Und in Erinnerung an alle Menschen, die durch rechte Gewalt getötet wurden.
Keiner wird je vergessen!