Video-Grußbotschaft von Remziye Satır auf Türkisch
zum Ansehen: archive.org (mp4)
hier die Übersetzung ins Deutsche:
Merhaba liebe Freunde,
ich bin Remziye Satır. Ich bin die älteste Tochter der Familie, die am 26. August 1984 in Duisburg durch einen rassistischen Brandanschlag getötet wurde. Bei diesem Brandanschlag habe ich meine Mutter Ferdane Satır, meinen Bruder Ümit Satır, meine Schwestern Songül Satır, Çiğdem Satır, Zeliha Satır, ihren Mann Rasim Turhan und deren Baby Tarık Turhan für immer verloren. Deren einzige Schuld war es „Ausländer“ zu sein. Wie auch Mehmet Kubaşık, das achte Opfer des NSU, der am 4. April 2006 in Dortmund in seinem Kiosk von NSU-Mördern auf brutaler Weise hingerichtet wurde, und wie der erst 21 Jahre alte Halit Yozgat, der neunte NSU-Opfer, der nur zwei Tage infolge, am 6. April 2006, wieder von NSU-Mördern, in seinem eigenen Internet Café durch Kopfschüsse auf grausamer Art ermordet wurde.
Am 5. April 2012 wurde der 22jährige Burak Bektaş, der mit einer Gruppe von Freunden unterwegs war, Ziel eines Täters bzw. Tätern. Der Täter/Die Täter näherten sich der Gruppe und schossen erbarmungslos. Burak Bektaş überlebte diesen Angriff nicht, bei dem zwei Personen schwer verletzt wurden. Burak Bektaş war gerade mal 22 Jahre alt. Der/die Täter konnten immer noch nicht gefasst werden. Sie sind unter uns. Wer wird wohl das nächste Opfer? Die Familie von Burak behauptet, dass nicht genügend ermittelt wurde, schon gar nicht in Richtung Rassismus. Ich begrüße diese Behauptung vom Herzen. Dieses Beispiel haben wir auch bei den Morden in Hanau gesehen. In Hanau hieß es, dass es ein psychisch Kranker war, der alleine handelte, dass Rassismus keine Rolle spielte. Kann ein psychisch Kranker kein Nazi sein? Müssen diese Mörder ein Hakenkreuz am Hals tragen, damit wir sie als Nazis identifizieren? Wer von uns wird wohl als nächstes Opfer von Rassisten?
Ja, meine Freunde, euer Schmerz ist auch unser Schmerz. Vom ganzen Herzen sind wir bei euch. Ihr seid nicht allein. Damit unser Schmerz lindern kann, damit unsere Kinder in Frieden zusammenleben können, für eine bessere Zukunft, müssen wir zusammenhalten. Mit Liebe und Respekt.
Ich bin Remziye Satır. Ich bin gerade in Mersin/Türkei. Wegen dem Corona-Virus kann ich leider nicht in Deutschland sein. Ich grüße euch alle vom Herzen. Ihr seid nicht alleine, mein Herz ist bei euch.“