„Wer gedenken will, soll aufklären.“
Das waren die Worte von Melek Bektaş, der Mutter von Burak Bektaş vor wenigen Wochen am 11. März auf der Pressekonferenz des Solidaritäts-Netzwerks von Angehörigen, Betroffenen und Überlebenden rechter, rassistischer, antisemitischer Morde und Gewalt in Deutschland.
Aus unserer Arbeit mit der Soligruppe 9. Oktober und aus dem Netzwerk wissen wir, wie wichtig es ist, aufzuklären, was passiert ist und wie wichtig es ist, die politische Tatmotivation der Gewalttaten, Morde und Anschläge zu benennen und anzuerkennen. Denn nur dann ist es möglich, geforderte Konsequenzen umzusetzen und Gerechtigkeit herzustellen.
12 Jahre lang ist das für Burak und seine Freunde, die überlebt haben, nicht passiert. Wie schmerzhaft ist es zu wissen, dass alles dafür getan wird, dass dieser Mord nicht aufgeklärt wird? Wie schmerzhaft ist es zu wissen, dass auch 12 Jahre später bei ähnlichen Anschlägen und Gewalttaten wie zuletzt am 25. März diesen Jahres in Solingen, das Motiv verleugnet oder kleingeredet wird?
Vor 24 Stunden gab es einen Brandanschlag auf die Synagoge in Oldenburg. Auch hier sagt die Polizei, die Hintergründe sind unklar.
Heute jährt sich auch der Todestag von Halit Yozgat, der am 6. April 2006 vom NSU in Kassel ermordet wurde. Auch dieser Mord ist nicht vollständig aufgeklärt.
Für uns ist es klar, sowohl bei Burak, in Solingen oder in Oldenburg oder Kassel. Es sind mörderischer Rassismus und Antisemitismus. Das sind keine Angriffe „auf uns alle“, wie es zahlreich nach jedem Angriff durch die Pressekonferenzen deutscher Politiker_innen schallt. Das sind Angriffe auf uns, auf Burak, auf seine Familie, seinen Freund_innen.
Anfang diesen Jahres im Januar und Februar gab es einen erneuten Prozess gegen den Attentäter von Halle und Wiedersdorf. Der Prozess wurde geführt, weil er sich im Dezmeber 2022 im Gefängnis selbst eine Waffe gebaut und zwei JVA Beamte als Geiseln genommen hatte, um aus dem Gefängnis auszubrechen. Die Motive spielten beim Prozess und Urteil keine Rolle. Aber hören wir deswegen auf? Nein. Das geht einfach nicht.
Zachor – erinnere dich! ist eines der zentralen Prinzipien des Judentums. Dafür ist es wichtig, den Stimmen der Angehörigen von Ermordeten und den Überlebenden zuzuhören, immer wieder und wieder. Melek Bektaş, wir hören dich. Und wir werden dir weiterhin zuhören.
Solange unsere Herzen schlagen, werden wir zuhören und für Aufklärung kämpfen. Und solange wir uns erinnern, werden wir gedenken.
Wir als Soligruppe 9. Oktober sind bei euch.
In Erinnerung an Burak Bektaş, in Erinnerung an Jana L. und Kevin Schwarze.
(Redebeitrag der Soligruppe 9. Oktober zum Gedenken an Burak Bektaş, 6.4.2024)
Post von Tekiez, …