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Audiomitschnitt unserer Kundgebung – 12 Jahre ohne Burak – 12 Jahre ohne Aufklärung

am Samstag, den 6.4.2024 am Gedenkort Burak Bektaş, Rudower Straße / Möwenweg, Berlin-Neukölln (Süd)

link – Archive.org / mp3 – Archive.org

0:00 – 2:20 Anmoderation
2:20 – 10:52 Redebeitrag Burak-Ini: 12 Jahre ohne Burak deutsch
10:52 – 20:22 Redebeitrag Burak-Ini: 12 Jahre ohne Burak türkisch
20:22 – 24:30 Schweigeminute und Blumen ablegen
24:30 – 27:00 Moderation
27:00 – 28:57 Grußwort Dortmund – Tag der Solidarität
28:57 – 32:40 Moderation Vernetzung Betroffener
32:40 – 35:59 Soligruppe 9. Oktober aus Halle
35:59 – 36:05 Moderation
36:05 – 39:29 Anmoderation Walter Frankenstein
39:29 – 40:51 solidarische Grüße von Walter Frankenstein, Shoa-Überlebender
40:51 – 41:34 Moderation Jorge João Gomondai
41:34 – 43:55 Moderation Ante P.
43:55 – 53:50 Rede Schwester Ante P. – Initiative 2. Mai Mannheim
53:50 – 54:35 Moderation
54:35 – 1:00:15 Aktives Gedenken Lichtenberg
1:00:15 – 1:00:43 Moderation
1:00:43 – 1:08:45 Hufeisern gegen Rechts
1:08:45 – 1:11:10 Moderation Anschlagsserie Neukölln-Komplex
1:11:10 – 1:20:36 Claudia zum PUA Neukölln-Komplex
1:20:36 – 1:21.13 Moderation
1:21.13 – 1:26:02 Grußbotschaft Ferhat Korçak, Betroffener des Neukölln-Komplex
1:26:02 – 1:26:43 Moderation
1:26:43 – 1:29:23 Worte von Phil Holland, Lukes Vater
1:29:23 – 1:29:55 Moderation
1:29:55 – 1:45:54 Burak-Ini PUA
1:45:54 – 1:47:55 Abschluß der Kundgebung

Audiobotschaften zur Kundgebung – 12 Jahre ohne Burak – 12 Jahre ohne Aufklärung

am Samstag, den 6.4.2024 am Gedenkort Burak Bektaş, Rudower Straße / Möwenweg, Berlin-Neukölln (Süd)

Wir haben mehrere Audiobotschaften zu unserer Kundgebung geschickt bekommen, die wir hier mit Dank veröffentlichen ().

Die Grußbotschaften sind von

– Tag der Solidarität Dortmund mp3 – Archive.org
– Ferhat Korçak, Betroffener des Neukölln-Komplex mp3 – Archive.org
– der Schwester von Ante P. – der Initiative 2. Mai Mannheim mp3 – Archive.org
– solidarische Grüße von Walter Frankenstein, Shoa-Überlebender mp3 – Archive.org

Rede von 9. Oktober Halle zum 12. Todestag von Burak Bektaş

„Wer gedenken will, soll aufklären.“

Das waren die Worte von Melek Bektaş, der Mutter von Burak Bektaş vor wenigen Wochen am 11. März auf der Pressekonferenz des Solidaritäts-Netzwerks von Angehörigen, Betroffenen und Überlebenden rechter, rassistischer, antisemitischer Morde und Gewalt in Deutschland.

Aus unserer Arbeit mit der Soligruppe 9. Oktober und aus dem Netzwerk wissen wir, wie wichtig es ist, aufzuklären, was passiert ist und wie wichtig es ist, die politische Tatmotivation der Gewalttaten, Morde und Anschläge zu benennen und anzuerkennen. Denn nur dann ist es möglich, geforderte Konsequenzen umzusetzen und Gerechtigkeit herzustellen.

12 Jahre lang ist das für Burak und seine Freunde, die überlebt haben, nicht passiert. Wie schmerzhaft ist es zu wissen, dass alles dafür getan wird, dass dieser Mord nicht aufgeklärt wird? Wie schmerzhaft ist es zu wissen, dass auch 12 Jahre später bei ähnlichen Anschlägen und Gewalttaten wie zuletzt am 25. März diesen Jahres in Solingen, das Motiv verleugnet oder kleingeredet wird?

Vor 24 Stunden gab es einen Brandanschlag auf die Synagoge in Oldenburg. Auch hier sagt die Polizei, die Hintergründe sind unklar.

Heute jährt sich auch der Todestag von Halit Yozgat, der am 6. April 2006 vom NSU in Kassel ermordet wurde. Auch dieser Mord ist nicht vollständig aufgeklärt.

Für uns ist es klar, sowohl bei Burak, in Solingen oder in Oldenburg oder Kassel. Es sind mörderischer Rassismus und Antisemitismus. Das sind keine Angriffe „auf uns alle“, wie es zahlreich nach jedem Angriff durch die Pressekonferenzen deutscher Politiker_innen schallt. Das sind Angriffe auf uns, auf Burak, auf seine Familie, seinen Freund_innen.

Anfang diesen Jahres im Januar und Februar gab es einen erneuten Prozess gegen den Attentäter von Halle und Wiedersdorf. Der Prozess wurde geführt, weil er sich im Dezmeber 2022 im Gefängnis selbst eine Waffe gebaut und zwei JVA Beamte als Geiseln genommen hatte, um aus dem Gefängnis auszubrechen. Die Motive spielten beim Prozess und Urteil keine Rolle. Aber hören wir deswegen auf? Nein. Das geht einfach nicht.

Zachor – erinnere dich! ist eines der zentralen Prinzipien des Judentums. Dafür ist es wichtig, den Stimmen der Angehörigen von Ermordeten und den Überlebenden zuzuhören, immer wieder und wieder. Melek Bektaş, wir hören dich. Und wir werden dir weiterhin zuhören.

Solange unsere Herzen schlagen, werden wir zuhören und für Aufklärung kämpfen. Und solange wir uns erinnern, werden wir gedenken.

Wir als Soligruppe 9. Oktober sind bei euch.

In Erinnerung an Burak Bektaş, in Erinnerung an Jana L. und Kevin Schwarze.

(Redebeitrag der Soligruppe 9. Oktober zum Gedenken an Burak Bektaş, 6.4.2024)

Post von Tekiez, …

Gedenkiniative: Aktives Gedenken in Lichtenberg – Kurzer Redebeitrag zum Gedenken an Burak Bektas / 12. Todestag.

Liebe Familie Bektas, liebe Freunde und Engagierte. Danke das ich hier sein darf, um über rechte Kontinuitäten und Rassismus bei uns im Nachbarbezirk Lichtenberg zu sprechen.

Die Gedenkinitiative “Aktives Gedenken in Lichtenberg”, ist ein Bündnis aus Lichtenberg, die sich dem Gedenken an Todesopfer rechter und rassistischer Gewalt verschrieben hat.
Wir gedenken Kurt Schneider, der 1999 am Urnenfriedhof von einer Gruppe Neonazis verfolgt und getötet wurde. Wir gedenken Eugeniu Botnari, der 2016 von dem Filialleiter des Edeka im Bahnhof Lichtenberg aus rassistischen und sozialchauvinistischen Motiven zu Tode geprügelt wurde. Seit vielen Jahren setzen sich Engagierte aus dem Kiez dafür ein, das Gedenken wach zu halten. Wir wollen um die Opfer trauern, und aufklären, wie groß die Gefahr des Rassismus ist. Nach vielen Jahren Gedenkarbeit, konnten wir bei Kurt Schneider eine Gedenktafel am Urnenfriedhof Lichtenberg installieren, und haben die Platzbenennung an Eugeniu Botnari am Bahnhof Lichtenberg erreicht.
Wir wissen aus der eigenen Arbeit wie zäh und mühsam solche Verfahren sind, aber wie wichtig es ist, das Gedenken wach zu halten und in der Stadt einen Raum, einen Platz zu haben, um innezuhalten.
Was uns aufgefallen ist: die Gedenkarbeit ist weitaus schwieriger, wenn der getöteten Person wie so oft die offizielle Anerkennung als Opfer rechter Gewaltverwehrt wird.
Dass sich Politik und Gesellschaft mit Benennung von Taten als rassistisch oder extrem rechts schwertut, zeigen auch eine Serie von Kellerbränden in Hohenschönhausen. Ich möchte euch nun von einer Brandserie im nördlichen Teil Lichtenbergs berichten, der uns seit über einem Jahr besorgt und Angst macht.

In Hohenschönhausen wurden seit Anfang 2022 mehr als 20 Keller in Brand gesteckt. Die Tatverdächtigen sind als rechte junge Männer im Bezirk bekannt. Sie haben geplant einen Geflüchtetenunterkunft anzugreifen und haben rassistische Drohschreiben verfasst, dass es weiter brennen würde, wenn die Migrationspolitik nicht gestoppt wird. Mehrfach sind sie mit rassistischen Aussagen, Hitlergrüßen und Brandstiftungen auffällig geworden. Angezündet wurden Müllcontainer, öffentliche Toiletten aber vor allem große Wohnhäuser mit jeweils über 20 Familien. Mehrere Familien verloren ihre Wohnungen, wurden mitten in der Nacht aufgeschreckt, weil sich der Rauch im Gebäude ausbreitete. Mehr als etwas Entschädigung für von Rauch und Löschwasser beschädigten Möbel gab es für Betroffene nicht. Die ständige Bedrohung als migrantische Bewohner*innen im Wohnhaus fand auch vor Gericht keine Ankerkennung- nein im Gegenteil die Betroffenen noch im Zeugenstand von einem der Tatverdächtigen verhöhnt und rassistisch beleidigt. Die Angst vor weiteren Bränden ist real.

Klar ist, dass nur durch massive Ermittlungsfehler der Hauptverdächtige in einem ersten Verfahren der Brandstiftung freigesprochen wurde. Ein Prozess gegen die restlichen Verdächtigen steht weiterhin aus, Betroffene warten seit Monaten vergeblich auf Klarheit. Stattdessen brennt es in Hohenschönhausen weiter.

Es ist nur schwer erträglich, dass diese Brände immer noch als Einzelfälle abgetan werden, oder davon berichtet wird ohne auf das geschlossen rechtsextremes Weltbild zu verweisen. Weder Bezirkspolitik noch Polizei scheinen sich für rechten Terror in migrantisierten Plattenbausiedlungen verantwortlich zu fühlen. Es zeigt sich mal wieder, dass Rassismus als zentrale Bedrohung für unsere Gesellschaft immer noch nicht in seiner Gefahr verstanden und ernst genommen wird. Nur durch die Aktiven vor Ort, wurden die Brände im Bereich des Rechtsextremismus kontextualisiert und eingeordnet. Weiterhin gibt es keine Informationen von Politik und Polizei für die Anwohner*innen, die weiterhin in der Sorge vor neuen Bränden leben müssen. Es zeigt sich erneut, dass wir uns nicht auf die Sicherheitsbehörden verlassen können. An dieser Stelle möchte ich nicht auslassen, darauf zu verweisen, dass die geistigen Brandstifter*innen in den Parlamenten sitzen. Rechte Parteien, allen voran die AfD haben dazu beigetragen den Hass gegen Minderheiten zu schüren und zu befeuern. Im Kontext der anstehenden Europawahl wird die rassistische Stimmungsmache weiter angeheizt werden.

Wir sind besorgt über rechte Kontinuität, die weiterhin Fahrt aufnimmt und längst im Alltag der Menschen verankert ist. Wir brauchen die Benennung und Verurteilung von rassistischen und rechtextremen Taten. Wir brauchen die Entschlossenheit Rassismus zu bekämpfen und Solidarität mit all jenen die davon betroffen sind. Das heißt für uns in aller erste Linie, dass wir über unseren Schatten springen müssen, ins Gespräch kommen mit den Nachbar*innen, ihnen mal eine Tasse Kaffee anbieten und fragen wie sie sich fühlen im Block, im Haus und in der Nachbarschaft. Eine solidarische Nachbarschaft ist die beste Voraussetzung, rechter Gewalt die Stirn zu bieten.

Wir gedenken heute an Burak Bektas.
Wir trauern mit den Angehörigen und Freund*innen.
Wir stehen zusammen und haben Hoffnung für eine solidarische Gesellschaft.

Rede von Hufeisern gegen Rechts zum 12. Jahretag des Mordes an Burak Bektaş am 5.4.2012

„Wer Gedenken will, soll aufklären.“

Wir haben als Initiative zunächst gezögert, anlässlich des heutigen Tages, dem 12. Jahrestags des rassistischen Mords an Burak, hier zu reden. Nicht, weil wir das heutige Gedenken für unwichtig halten. Im Gegenteil! Solange der Anschlag unaufgeklärt ist und seine Täter frei herumlaufen, muss die Forderung nach Aufklärung der Tat und der Verurteilung der Täter immer wieder laut und vernehmlich gestellt werden. Und es ist ein Verdienst der Burak-Initiative und der Eltern und Verwandten von Burak, dass sie mit ihrer Beharrlichkeit, mit ihrem Stehvermögen dieses getan haben und weiterhin tun.

Gezögert habe wir, weil wir mittlerweile kaum noch wissen, was wir als „Hufeisern gegen Rechts“ sagen sollen, ohne das zu sagen, was bereits seit vielen Jahren immer wieder gesagt wird.

Seit 12 Jahren sind die Forderungen die gleichen, seit 12 Jahren gibt es hinsichtlich der Verlautbarungen der Ermittlungsbehörden keinen Fortschritt. Im Gegenteil. Seit einigen Jahren steht mittlerweile die polizeiliche Aussage im Raum, dass es sich hier um den seltenen Fall eines „perfekten Mordes“ gehandelt habe. Was nichts anderes bedeutet: Die Ermittlungsbehörden haben kapituliert, eine Kapitulation, die sie durch ihre eigene Vorgehensweise herbeigeführt haben.

Ein rassistisches Motiv wurde ausgeschlossen, Hinweise auf die politische Zuordnung des Täters zur rechten Szene wurden nicht verfolgt und Indizien am Tatort nicht gesichert. Ja noch schlimmer: Erinnert sei an all die Hetze und die Worte: „Organisierte Kriminalität“, „Beziehungstat“ – es sind Verdächtigungen und Spekulationen, die den Angehörigen und uns allen Wut, Trauer und Entsetzen bereitetet haben und immer noch bereiten.

Erinnerungen auch zusätzlich zu dem Schmerz, dass ihnen ihr Sohn bzw. Freund durch einen Gewaltakt genommen wurde. Die Eltern, Verwandte und Freunde, wir alle wurden nicht als Opfer gesehen, nicht als Menschen, denen Leid zugefügt wurde. Wie unmenschlich und voller Vorurteile muss man sein? Und die Liste geht weiter: Polizei und Justiz – sie machten aus Opfern Verdächtige.

Und das ist nicht neu, nicht einmalig in der Bundesrepublik. Der Mord an Burak steht mit vielen anderen rassistischen Gewalttaten in einer Reihe. Ich sage nur Solingen, Mölln, Hanau. Sie sind nicht einfach Ortsnamen. Sie stehen für rassistische Tiefpunkte in unserem Land, in unserer Gesellschaft. Sie stehen als Beispiele, dass in unserem Land Opfer und Hinterbliebene und nicht die staatlichen Behörden Aufklärung vorantreiben müssen, um Gerechtigkeit zu erlangen, um den herrschenden Rassismus als Tatmotiv aufzudecken und zu brandmarken. Das ist die Realität in der Bundesrepublik Deutschland, der Gesellschaft, in der wir alle leben.

Der Anschlag auf Burak und seine Freunde darf nicht vergessen werden. Sie wurden niedergeschossen, einfach weil sie so aussahen, wie sie aussahen. Weil sie als Menschen mit migrantischer Herkunft gesehen wurden.
Gerechtigkeit ist auch nach zwölf Jahren noch nicht erreicht und somit auch keine Konsequenzen. Wie können wir da gedenken, wie können wir da erinnern?

Das Gedenken an Burak ist auch eine Anklage und ein Kampf für Gerechtigkeit. Seit zwölf Jahren sind viele von uns immer wieder den Aufrufen der Burak-Initiative gefolgt und haben auf Demonstrationen und Kundgebungen an den rassistischen Mord und den Rassismus und Nationalismus in unserem Land erinnert.

Die heutige Gedenkkundgebung steht unter der Überschrift: „Wer gedenken will, soll aufklären!“
Aufklären heißt für uns als Initiative „Hufeisern gegen Rechts“ mehr als nur die Täter ausfindig zu machen und zu bestrafen. Aufklärung heißt auch die Hintergründe der Tat offenzulegen und zu bekämpfen.
Gedenken und Aufklären bedeuten daher auch gegen Rassismus und Nationalismus hier und heute aufzutreten. Gemeinsam über alle Parteigrenzen, religiöse Auffassungen und Kulturen hinweg.

Denn es ist egal, woher wir kommen, unsere Schatten sind alle gleich und auch das Blut in uns allen ist rot!
Diese einfache Wahrheit ist in diesem Land der Täter keine Selbstverständlichkeit. Die AfD gewinnt trotz großer Proteste an Mitgliedern und wird von vielen gewählt. Ihre Äußerungen, ihr Handeln werden immer aggressiver. Für viele war es keine Überraschung, dass sich Faschisten und Rechtsextremisten treffen, um ihre menschenverachtenden Gedanken auszutauschen und Pläne zu schmieden. Pläne zur Ausgrenzung von Menschen, zur „Remigration“ wurden schon vor einigen Jahren von anderen Rechten gemacht, aber jetzt von einer Partei, die in einigen Bundesländern Mehrheiten hinter sich bringt.

Wir haben uns heute hier versammelt, um deutlich zu machen, dass wir uns alle als Betroffene dieser Entwicklung sehen. Wir sind aber keine hilflosen Opfer.

Wir alle müssen dazu beitragen, dass aus Erinnerung auch Veränderung wird.

Lasst uns heute hier gemeinsam aus der Trauer, der Wut und dem Unrecht, das geschehen ist und weiterhin in Neukölln und anderen Orten geschieht, zusammenstehen und uns für Konsequenzen, für Gerechtigkeit und Solidarität einsetzen.

Denn unser Zusammenhalt, unsere Standhaftigkeit, unsere Solidarität sind ihre Niederlage!

Im Namen der Britzer Initiative HufEisern gegen Rechts danke ich euch.

Rede der Burak-Ini “12 Jahre ohne Burak”, gehalten am 6.4.2024 

Burak wäre heute 34 Jahre alt. Doch seit 12 Jahren bleibt er für immer 22. In unseren Erinnerungen, in unserem Gedenken. 

12 Jahre ohne Burak
– so viel wäre passiert. Wie hätte sich Buraks Leben weiter entwickelt zwischen dem Alter von 22 und 34? Wie viele Freundschaften hätte Burak geknüpft? Wieviel Liebe gegeben? Wie viele Menschen hätte er zum Lachen gebracht?

12 Jahre ohne Burak
In den Leben seiner Liebsten. Er fehlt, immer noch so sehr. Wie wären sie gewesen, 12 Jahre mit Burak, statt ohne ihn? Wie hätten sich eure Leben entwickelt, wenn euch dieser schreckliche Verlust und diese unfassbar schmerzhaften Erfahrungen erspart geblieben wären? 

12 Jahre ohne Burak
sind es nun, weil in der Nacht vom 4. Auf den 5. April 2012 ein Mann auf Burak und seine Freunde schoss. Burak und seine Freunde, die gerade eine gute Zeit miteinander hatten. Gerade nur ein paar Meter von hier entfernt, auf der Straße. 

Der Täter war ein mittelalter weißer Mann. Burak und seine Freunde waren eine Gruppe von Jugendlichen mit Migrationsgeschichte. Es gab keinen Streit, nicht mal ein Gesprächverletzt.  zwischen ihnen und dem Täter. Die Tat passierte völlig aus dem Nichts. Wie ihr wisst überlebte Burak die Tat nicht. Seine 4 Freunde überlebten diesen Anschlag, 2 von ihnen schwer verletzt.

Die Tat passierte nur wenige Monate nach dem Auffliegen des NSU. Es gibt kein anderes einleuchtendes Motiv außer Rassismus. Handelt es sich um eine NSU-Nachahmetat? 

12 Jahre ohne Burak
Sind auch 12 Jahre ohne Aufklärung. Bis heute wurde kein Täter gefasst. Es gab keinen Ermittlungserfolg.
Die polizeiliche Aufklärungsrate für Morde liegt bei über 90%. Wieso wurde dieser Mord nicht aufgeklärt?
Die Liste der Ungereimtheiten in den Ermittlungen ist ellenlang. Ein Teil davon wird ab nächstem Freitag im parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum Neukölln-Komplex Thema werden. Wir werden später in einem weiteren Redebeitrag noch genauer darüber sprechen. 

Deswegen sind 12 Jahre ohne Burak auch 12 Jahre Kampf um Aufklärung.
Unermüdlich kämpfen seine Angehörigen und Freund*innen seit 12 Jahren, damit der Mörder gefunden wird. Immer wieder gehen sie auf die Straße, treten vor die Presse, verbünden sich mit anderen Betroffenen rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt und fragen:
„– Wer hat Burak ermordet?
– Wieso musste er sterben?
– Was war das Motiv des Täters?“
Wie Familie Bektaş schon beim Gedenken vor drei Jahren herausstellte:
„Weder die Polizei, die Mordkommission noch die Politik können diese Fragen beantworten.
Damit ergeben sich weitere Fragen.
– Wie kann es sein, dass ein Mörder seit Jahren auf freiem Fuß ist und ungestraft davon kommt?
– Wann wird der Mörder seine gerechte Strafe bekommen?
– Wann werden wir Gerechtigkeit erfahren?
Eine Frage stellen wir uns nach all den Jahren nicht mehr.
– Hat die Mordkommission und Politik versagt?
Denn sie haben versagt.“

Melek Bektaş, Buraks Mutter, bringt es auf den Punkt:
„Es gibt viele Fragezeichen. Viele offene Fragen. So einen Mord haben wir nicht verdient. Niemand hat das verdient. Ich will von den verantwortlichen Behörden den Mörder meines Sohnes.”

Die Aufklärung des Mordes ist die zentrale Forderung.
Denn 12 Jahre ohne Aufklärung sind auch 12 Jahre krasser Unsicherheit. Läuft der Mörder noch hier im Kiez herum? Steht er mit Familie Bektaş in der Supermarktschlange? Ist er eine Gefahr für weitere Menschen? Buraks Familie und Freund*innen und auch alle anderen Menschen, die hier leben, haben ein Recht auf die Aufklärung dieses Mordes. Das ist das mindeste.
Wir werden gemeinsam keine Ruhe geben, bis er gefunden ist.  

12 Jahre ohne Burak
sind 12 Jahre Kampf um Aufklärung, und auch 12 Jahre Gedenken an Burak.
Buraks Familie, seine Freund*innen und wir als Initiative gehen an unterschiedlichste Orte, um die Erinnerung an Burak in der Gesellschaft wach zu halten und Aufklärung einzufordern: auf die Straße, auf Pressekonferenzen, in Schulen, in Museen, auf Podiumsveranstaltungen, zu Fernsehinterviews, auf Kundgebungen, auf Vernetzungstreffen.

Jedes Jahr an Buraks Geburtstag und an seinem Todestag versammeln wir uns hier am Gedenkort mit euch, um Burak zu gedenken.
Dieser Gedenkort soll an die Geschichte von Burak erinnern und sie im Gedächtnis der Stadt verankern. Er erzählt auch von all den weiteren unaufgeklärten Morden an Menschen mit Migrationsgeschichte und vom strukturellen Rassismus in unserer Gesellschaft. 

12 Jahre ohne Burak
Sind 12 Jahre Kampf um Aufklärung und Gedenken – Und sind auch 12 Jahre Solidarität

Hier am Gedenkort wollen wir mit anderen Menschen zusammentreffen, uns austauschen und uns mit der Nachbar*innenschaft und mit anderen Initiativen und Betroffenen von rechter Gewalt und Neonazi-Terror vernetzen.
So wird der Gedenkort auch die Geschichte von Solidarität und vom gemeinsamen Kampf für Aufklärung und Gerechtigkeit in Neukölln sowie an vielen weiteren Orten in Deutschland erzählen.
Wenn ihr euch hierbei einbringen wollt, kommt gerne auf uns zu.
Die Vernetzung mit anderen Betroffenen und Überlebenden von Gewalt aufgrund von rechten Motiven wie Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, antimuslimischem Rassismus, Misogynie, Queerfreindlichkeit, Obdachlosenfeindlichkeit und Behindertenfeindlichkeit ist uns besonders wichtig. 

Denn Buraks Fall ist kein Einzelfall. Gemeinsam sind wir stärker. Gemeinsam verschaffen wir uns Gehör. Gemeinsam sagen wir:

„Wer gedenken will, muss um Aufklärung kämpfen“
und fordern ein:
„Erinnerung – Aufklärung – Gerechtigkeit – Konsequenzen“!

Wir bedanken uns bei euch allen, dass ihr hier seid und für eure jahrelange Solidarität. Insbesondere danken wir allen Initiativen und Personen, die unser Gedenken heute mit Redebeiträgen unterstützen. Es ist toll, dass ihr hier und an unserer Seite seid. 

Susmak yok! Mücadele var!
Schweigen ist nicht! Wir kämpfen weiter.
In Gedenken an Burak.

Rede der Burak-Ini “12 Jahre ohne Aufklärung” gehalten am 6.4.2024

12 Jahre ohne Aufklärung
sind 12 Jahre ohne Sicherheit für die Familie und viele andere Menschen.
Wir haben es bereits gesagt. Es darf einfach nicht sein, dass wir bis heute nicht wissen, ob von dem Täter weitere Gefahr ausgeht. Ob er für weitere Taten verantwortlich ist. Wir müssen wissen, wer Burak ermordet hat und warum. Niemand darf das Signal bekommen, dass man damit davonkommen kann, wenn man einen Menschen aus mutmaßlich rassistischen Motiven ermordet.

12 Jahre ohne Aufklärung
sind es im Fall von Burak. Aber auch zahlreiche weitere rechtsextreme Straftaten in Neukölln wurden bis heute nicht aufgeklärt. Wir wollen wissen, warum.
Deswegen haben wir gemeinsam mit weiteren Betroffenen und Initiativen seit Jahren einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss gefordert.
Dieser Untersuchungsausschuss besteht nun seit 2 Jahren. Er hat die Aufgabe, herauszufinden, warum all diese Straftaten in Neukölln bis heute nicht aufgeklärt wurden.

Ab nächstem Freitag, dem 12. April, wird es in den folgenden Sitzungen des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses um die Ermittlungen zum Mord an Burak gehen. Und später auch um den Mord an Luke Holland.

12 Jahre ohne Aufklärung bedeutet auch immer wieder dieselben Fragen stellen zu müssen: Wie Melek Bektas, Buraks Mutter sagt: „Es gibt viele Fragezeichen. Viele offene Fragen.“

Warum wurde Rassismus als Tatmotiv nicht gewissenhaft nachgegangen?
Wir sagen seit Jahren: Wir gehen von Rassismus als Tatmotiv aus, bis das Gegenteil bewiesen ist.
Die Geschehnisse der Jahre vor dem Mord sprechen dafür. Was war also los in Berlin um den April 2012?

In den Monaten vor Buraks Ermordung gab es in Berlin zahlreiche krasse, rechtsextrem motivierte Anschläge.
In Neukölln wurde beispielsweise am 27.6.2011 ein Brandanschlag auf das Anton Schmaus Haus, einen linken Jugendclub, verübt. Das Anton-Schmaus-Haus brannte nieder.
In der gleichen Nacht gab es Brandanschläge auf vier weitere linke Orte in Berlin: Ein Wohnprojekt über dem Bandito Rosso und das Tuntenhaus, beide im Prenzlauer Berg, das Red Stuff und das Tommy Weisbeckerhaus in Kreuzberg.

Im November 2011, in der Nacht zum 9.11.2011, brannte das Anton-Schmaus-Haus bei einem erneuten Brandanschlag zum zweiten Mal aus. Das war nur ca. fünf Monate vor dem Mord an Burak.
Ab Februar 2012 wurden Briefe von Reichsbürgern verschickt. In den Briefen wurden Menschen zur Ausreise aufgefordert, die einem rechtsextremen Weltbild nach nicht nach Deutschland gehören und mit „standrechtlichen Erschießung“ gedroht. Der Brief wurde zur Anzeige gebracht. Die Bedrohungslage muss der Polizei also bekannt gewesen sein.
In einer kleinen Anfrage vom 12. April 2013 (Drucksache 17 / 11 880, Frage 7 – link) zu dem Thema, ob ein Zusammenhang zwischen dem Mord an Burak und dem Reichsbürgerspektrum in Erwägung gezogen wird, wurde dreisterweise einfach nur geantwortet: Zitat „Es gibt keinen polizeilich definierten Begriff eines „Reichsbürgerspektrums“. Offenbar wurde da also nichts überprüft. Super Arbeit!

Außerdem zirkulierte im Netz der Aufruf einen Berliner Neonazi zu rächen. Dieser starb 19 Jahre zuvor am 04. April 1992 bei einer Auseinandersetzung mit migrantischen Antifas. Auch die „Freien Kräfte Neukölln“ riefen zur Rache auf. Burak wurde also am Todestag eines Neonazis ermordet, für den andere Neonazis zur Rache aufgerufen haben.

Was diese Beispiele auf jeden Fall deutlich machen, ist: Offensichtlich gibt es in Berlin zur Zeit des Mordes an Burak und des Mordanschlags auf seine Freunde eine militante, gewaltorientierte, rechtsextreme Szene aus unterschiedlichen Strömungen.

Auch die Selbstenttarnung des NSU war im November 2011.

Es war also völlig klar: Es gibt militante rechtsterroristische Strukturen in Deutschland, die Menschen aufgrund von rassistischen Motiven ermorden und dadurch auch das Ziel verfolgen, alle von Rassismus betroffenen Menschen in Angst zu versetzen.
Es war ebenso völlig klar: Die Deutsche Polizei hat „nicht in Richtung eines rechten Motivs ermittelt, sondern die Angehörigen und die Opfer selbst verdächtigt,., So blieb der NSU unerkannt“, wie NSU Watch schreibt. Die ermittelnden Behörden klärten die jahrelang andauernde Mordserie nicht auf und weigerten sich, sie als rassistische Mordserie zu erkennen.

Führen wir uns nochmal den Tathergang am 5.4.2012 vor Augen. Eine Gruppe junger Männer mit Migrationshintergrund steht nachts auf der Straße, unterhält sich und sie haben eine gute Zeit. Sie sind zufällig aufeinander getroffen. Ein unbekannter weißer Mann nähert sich und schießt völlig unvermittelt, ohne Wortwechsel auf die Jugendlichen. Er entfernt sich ohne große Hast vom Tatort.
Der Tathergang erinnert an die Taten des NSU. Das Tatmotiv Rassismus drängt sich geradezu auf. Andere plausible Motive gibt es nicht und wurden auch von der Polizei offenbar nicht gefunden.

Aufgrund des Tathergangs und der politischen „Großwetterlage“ hätte es also unbedingt Sinn gemacht, zuallererst Richtung rechts zu ermitteln und das Tatmotiv Rassismus abzuklopfen.
Wenn es Hausdurchsuchungen bei Neuköllner Neonazis gegeben hätte und Befragungen stattgefunden hätten, wäre uns dies bekannt. Das war aber nicht so.
Wir wollen deswegen wissen: Hat die Polizei etwas unternommen, um das Tatmotiv Rassismus konsequent zu überprüfen? Wir wollen keine Worthülsen-Antworten mehr, Damit lassen wir uns nicht abspeisen!

Wenn es also so ist, dass das Tatmotiv Rassismus von der Polizei nicht gewissenhaft geprüft wurde, wollen wir wissen: Warum und wer ist für dieses unentschuldbare Versäumnis verantwortlich?

Was wir wissen, und was uns in unserem Misstrauen gegenüber den polizeilichen Ermittlungen Recht gibt: Kommissar Hübner, lange Jahre leitender Ermittler im Mordfall Burak, hat direkt im Anschluss, ab 2019 beim Staatsschutz 387 Fälle von mutmaßlich rechtsextremen Straftaten einfach nicht bearbeitet. Er hat sie liegen lassen und genau nichts unternommen. Konsequente Strafverfolgung von rechtsextremen Straftaten? Fehlanzeige! Wegen „Strafvereitelung im Amt“ wird nun ermittelt.

Buraks Fall war zwar nicht bei diesen liegen gelassenen Fällen dabei. Aber auch in Buraks Fall können wir eindeutig von Verschleppung der Ermittlungen sprechen.

Wir machen weiter mit der Tatnacht, der Nacht vom 4. Auf den 5. April 2012.
Hier wollen wir als erstes wissen:
Wie ist die unwürdige Behandlung der Überlebenden und von Buraks Angehörigen zu erklären? Die Überlebenden mussten noch eine lange Zeit draußen in der Kälte auf der Straße warten und wurden anschließend bis zum frühen Morgen auf dem Polizeirevier befragt. Und das, nachdem sie gerade einen Mordanschlag überlebt hatten, zwei ihrer Freunde in Lebensgefahr schwebten und einer ihrer Freunde den Anschlag nicht überlebt hatte.
Buraks Familie wurde nicht etwa zu Hause von der Polizei aufgesucht, um ihnen schonend beizubringen, was passiert war. Nein, einer von Buraks Freunden hat Buraks Eltern informiert, dass etwas Schlimmes passiert ist. Sie haben daraufhin selbst mitten in der Nacht das Polizeirevier aufgesucht. Sie wurden eine Dreiviertelstunde warten gelassen, bevor sich endlich jemand die Zeit nahm, ihnen mitzuteilen, dass ihr Sohn erschossen wurde.

Aber in der Nähe des Tatorts wurde in der Tatnacht eine Person mit türkischem Namen als tatverdächtig festgenommen. Es stellte sich heraus, dass die Person mit dem Mord an Burak nichts zu tun hatte.
Drei ältere weiße Männer, die gerade aus einer „rechtslastigen“ Kneipe in der Nähe kamen und keinen wirklichen Grund nennen konnten, weshalb sie am Tatort auftauchten, wurden von der Polizei freundlich als Zeugen und nicht etwa als Tatverdächtige registriert.
Ein migrantisch gelesener Mann, der versuchte, den Überlebenden direkt nach dem Mord beizustehen, wurde von der Polizei am Tatort ignoriert, obwohl er eine Zeugenaussage machen wollte. Als er daraufhin schließlich gehen wollte, bedrohten sie ihn mit einer Waffe.
Auch die Tatortarbeit, die Beweissicherung, war schockierend schlecht. So hat zum Beispiel ein Autobesitzer am nächsten Tag ein Einschussloch in seinem Auto entdeckt. Er hat das Projektil selbst zur Polizei gebracht. Wieso konnte die Polizei bei einer Spurensicherung ein Einschussloch in einem Auto übersehen?

Auch in den Ermittlungen, die auf den Mord folgten, wurde relevanten Hinweisen nicht nachgegangen.

Ein Beispiel dafür, ist der Umgang mit einem Hinweis zu Rolf Zielezinski, dem Mörder von Luke Holland, der an die Polizei 2013 ging. Rolf Zielezinski sei in illegalem Waffenbesitz und habe engen Bezug zum Tatort des Mordes an Burak Bektaş.
Dem wurde nicht sorgfältig nachgegangen. Der damals zuständige Mordermittler, der oben schon erwähnte Hübner, hat dies erst zugegeben, als es ihm im Kontext der Ermittlungen zum Mord an Luke Holland 2016 nachgewiesen wurde.
Wir wollen die Gründe erfahren. Warum wurde diesen Hinweisen nicht ordentlich nachgegangen?
Die Familien Holland und Bektaş gehen davon aus, dass es gut möglich ist, dass ihre Söhne von demselben Täter, Rolf Zielezinski, ermordet wurden. Wäre nach dem Mord an Burak korrekt ermittelt worden, hätte dann der Mord an Luke verhindert werden können?
Und noch mehr zu Rolf Zielezinski: Er wurde für den Mord an Luke Holland verurteilt, jedoch angeblich ohne feststellbares Motiv. Der damalige Polizeipräsident Kandt bestätigte kürzlich als Zeuge im Untersuchungsausschuss diese Auffassung noch einmal. Dabei ist klar, dass Zielezinski ein Nazi ist. Im Prozess gegen ihn kamen zahlreiche Beweise für seine extrem rechten und rassistischen Auffassungen zur Sprache. Was wird unternommen, wenn sich herausstellt, dass Ermittlungsbehörden und Richter*innen offenbar nicht willens sind, rechte Motive zu erkennen und die Konsequenzen daraus zu ziehen?

Es gab kurz nach dem Mord im Juni 2012 einen „Auswertungsbericht des Landeskriminalamtes mit Empfehlungen für neue Ermittlungsansätze. Diese wurden aber allem Anschein nach 2 1/2 Jahre lang nicht umgesetzt.
Nach wiederholten Aktenanfragen der Anwälte der Familie Bektaş, erhielten diese den Auswertungsbericht erst 2016. Für die Arbeit der Anwält:innen der Familie Bektaş sind vollständige Akten die wichtigste Informationsquelle. Werden diese nicht von der Staatsanwaltschaft geliefert, wird ihre Arbeit sozusagen torpediert. Dreisterweise wurde dann im Februar 2016 auf eine kleine Anfrage der Parlamentarier:innen (Drucksache 17 / 17 924 – link) behauptet, dieser Auswertungsbericht sei nicht 2012 sondern erst 2015 erstellt worden.
Erst 2019 musste dann von Innensenator Geisel zugegeben werden, dass der Auswertungsbericht doch schon 2012 erstellt wurde (Drucksache 18 / 20 062 – link). Es wurde als „Büroversehen” bezeichnet.

Um welches „Büro“ soll es dabei gehen? Solche angeblichen Büroversehen kennen wir bereits von den NSU-Morden. Wer ist hierfür verantwortlich zu machen? Wer hat solch ein Interesse an der Verschleppung der Aufklärung des Mordes an Burak?

Am 8.4.2019 wurden falsche und verleumderische Aussagen über Burak im Berliner Kurier abgedruckt, was bei der Familie zusätzlichen Schmerz verursacht hat. Diese Informationen kamen laut der Zeitung aus dem Polizeiapparat, Konsequenzen gab es keine.

Ist es möglich, dass bekannte Neuköllner Neonazis in die Morde von Luke und Burak verwickelt sind? Auf diese Frage, sagte vor kurzem der damals im LKA im Bereich rechtsextreme Straftaten tätige Polizeizeuge Minske im Untersuchungsausschuss, es sei vom Staatsschutz überprüft worden, ob der Tatverdächtigenkreis des Neukölln-Komplexes für Buraks Fall relevant sei. Es sei aber zu keinem Ergebniss gekommen. Seiner Meinung nach sei dem nicht so, da sie keine Schusswaffen gehabt hätten.
Wie kommt er zu dieser Aussage? Wurde das konkret überprüft?

Nach dieser langen und unvollständigen Liste all der offenen Fragen, wundern wir uns, wie der Parlamentarische Untersuchungsausschuss diese in den lächerlich wenigen Sitzungen beantworten soll, die sie bis jetzt zu dem Mord an Burak angesetzt haben. Allein das ist schon wieder ein Skandal!

Wir sind sehr gespannt darauf, was bei den kommenden Ausschusssitzungen zum Neukölln-Komplex beim Parlamentarischen Untersuchungsausschuss im Abgeordnetenhaus zu Buraks und Lukes Ermordung passiert. Werden die für die Ermittlungen verantwortlichen Staatsanwälte und Polizeibeamt:innen sich wieder an angeblich nichts erinnern können, es sei ja schon so lange her? Ja, alles ist lange her. Wir erinnern!

12 Jahre ohne Burak
12 Jahre ohne Aufklärung
12 Jahre die Frage: War das Motiv Rassismus?

Wer Gedenken will, muß aufklären.
Erinnern, Aufklären, Gerechtigkeit. Konsequenzen!
No justice – no peace

PM der Burak Ini anlässlich des PUA Neukölln-Komplex zum Mord an Burak Bektaş

Am 12. April 2024 wird im parlamentarischen Untersuchungsausschuss (PUA) “Neukölln-Komplex” ab 9:00 Uhr der Mord an Burak Bektaş und der Mordversuch an zwei seiner Freunde behandelt. Wir werden gemeinsam mit den anderen Initiativen, die sich für Aufklärung des “Neukölln-Komplex” einsetzten, ab 8:30 eine Kundgebung vor dem Abgeordneten Haus (Niederkirchnerstraße 5, 10117 Berlin) abhalten und dann den PUA zum
“Neukölln-Komplex” beobachten.

Gehört werden zum Mord an Burak Bektaş der verantwortliche Staatsanwalt für die Ermittlung zum Mord an Burak, Dieter Horstmann und Alexander Hübner, bis 2019 leitender Ermittler der Mordkommission zum Mord an Burak und danach beim Staatsschutz tätig, wo er 387 rechte/rassistische Straftaten nicht verfolgte, sowie der Rechtsanwalt der Familie Bektaş, Lukas Theune.

Weitere, bisher festgelegte Termine des PUA “Neukölln-Komplex” zu den Morden an Burak Bektaş und Luke Holland sind der 26. April, der 17. Mai und der 31. Mai, jeweils um 9:00 Uhr. Ab 8:30 wird es eine Kundgebung vor dem Abgeordneten Haus (Niederkirchnerstraße 5, 10117 Berlin) geben.

Luke Holland wäre am 4. April 2024 40. Jahre alt geworden, wenn er nicht von dem Neonazi Rolf Zielezinski am 20.9.2015 ermordet worden wäre.
Phil Holland schrieb uns anlässlich des Geburtstags seines Sohnes:

“Im Hinblick auf Lukes Geburtstag möchte ich Ihnen sagen: “Es macht mich froh und stolz, dass die intensiven Bemühungen der Initiative und anderer endlich eine staatliche Untersuchung der gescheiterten Ermittlungen zum Mord an Burak erzwungen haben. Hoffentlich wird dies dazu führen, dass die betroffenen Beamten bestraft werden und gegen den Verdächtigen Zielzinsky erneut ermittelt wird. Nichts davon wird Burak oder Luke zurückbringen, aber es wird hoffentlich zu einer Verurteilung für den Mord an Burak führen.
Mit freundlichen Grüßen
Phil”

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Wir möchten auch nochmal einladen zur Kundgebung am Samstag den 6. April “12 Jahre ohne
Burak – 12 Jahre ohne Aufklärung” ein (Gedenk-Kundgebung | Samstag, 6.4.2024 15:00 Uhr | Gedenkort Burak Bektaş | Rudower Straße / Möwenweg | Berlin-Neukölln (Süd).

Weitere Informationen zum PUA werden folgen.

4. April: Erinnerung an Mehmet Kubaşık

und alle Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt!

Tag der Solidarität Dortmund

Grußworte der Burak-Ini:
Liebe Familie Kubaşık, liebe Initiative Tag der Solidarität, liebe solidarische Menschen,

wir senden euch aus tiefstem Herzen zu eurer Gedenkkundgebung, am 12. Tag der Solidarität, in Erinnerung an Mehmet Kubaşık, der am 4.April 2006 vom NSU ermordet wurde, unsere solidarischen Grüße. Der 4 April steht für den Tag, an dem euch euer geliebter Ehemann, geliebter Vater, geliebter Freund aus seinem und eurem Leben gerissen wurde. 18 Jahre ohne Mehmet Kubaşık.
Und der Tag der Solidarität steht für euch zugleich für das Erinnern aller Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt!
Wenige Monate nach dem Auffliegen des NSU-Komplex wurde am 5.4.2012 in Berlin Neukölln Burak Bektaş ermordet. Es sind nun 12 Jahre her. 12 Jahre ohne Burak. 12 Jahre ohne Aufklärung, trotz des Kampfes der Familie Bektaş und der Freunde von Burak und unserer Initiative.
Das Gericht im Münchener NSU-Prozess hat zwar ein Urteil gesprochen, aber noch längst nicht umfassend aufgeklärt. Wir sehen, dass der Staat kein wirkliches Interesse hat an umfassender Aufklärung rassistischer, rechter Morde und Gewalt hat. Es fehlen ernst zunehmende, ehrliche Anstrengungen und Konsequenzen im Kampf gegen den Rechtsruck und Faschismus.
Rassisten und Nazis haben uns unsere Liebsten aus unserer Mitte gerissen.
Staat und Nazis liefen teils Hand in Hand. Doch wir haben uns nicht einschüchtern lassen und unsere Solidarität stärkt sich und wächst. Gemeinsam stehen wir für ein würdiges Erinnern, lückenlose Aufklärung, Gerechtigkeit und Konsequenzen.

Mehmet Kubaşık unvergessen
Solidarische Grüße
Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş.
Berlin, den 3.4.2023

Birthday of Luke Holland: He could be 40 years old at the 4th April 2024 – Words from his father

With regards to Luke’s birthday, I would like you to say, How pleased, and proud I am that the intense efforts of the Initiative and others have finally forced a government inquiry into the failed investigation of Burak’s murder. Hopefully this will result in the officials being concerned being punished, and the suspect, Zielezinski being reinvestigated. None of this will bring Burak or Luke back, but will hopefully result in a conviction for the murder of Burak.
Kind regards
Phil

Im Hinblick auf Lukes Geburtstag möchte ich Ihnen sagen: Es macht mich froh und stolz, dass die intensiven Bemühungen der Initiative und anderer endlich eine staatliche Untersuchung der gescheiterten Ermittlungen zum Mord an Burak erzwungen haben. Hoffentlich wird dies dazu führen, dass die betroffenen Beamten bestraft werden und gegen den Verdächtigen Zielzinsky erneut ermittelt wird. Nichts davon wird Burak oder Luke zurückbringen, aber es wird hoffentlich zu einer Verurteilung für den Mord an Burak führen.
Mit freundlichen Grüßen
Phil

— Link: Luke Holland – his life and his death